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Preise und Lohnarbeit

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

  • Umstritten ist, ob der Tauschwert einer Ware sich an der durchschnittlich zur Herstellung benötigten Arbeitszeit bemisst.
    • Wenn der Tauschwert aber nur eine abstrakte Größe ist, ist diese Frage auch nicht so wichtig.
  • Umstritten ist weiterhin, ob sich der Preis einer Ware an der durchschnittlich zur Herstellung benötigten Arbeitszeit orientiert.
    • Preise entstehen auf Märkten. Dort spielen die Machtverhältnisse zwischen den Teilnehmenden eine Rolle.
    • Wenn eine Seite unbedingt auf den Kauf oder Verkauf angewiesen ist, muss sie jeden Preis akzeptieren.
    • In bestimmten Ländern der Zweidrittelwelt entstehen so Schuldsklavereiverhältnisse. Weil Menschen zum Überleben bestimmte Dinge kaufen müssen, verschulden sie sich. Diese Schulden müssen sie dann abarbeiten. Sie haben aber nie die Möglichkeit, ihre Schulden abzuarbeiten, da sie für ihren Lebensunterhalt mehr ausgeben müssen, als sie für ihre Arbeitsleistung bekommen.
    • Das gleiche Prinzip wirkt beim Handel zwischen den reichen Staaten und den Ländern der Zweidrittelwelt.
    • Auch bei Produkten, die nicht lebensnotwendig sind, bestimmt die mächtigere Seite die Preise. Die andere Seite kann nur entscheiden, ob sie zu den Bedingungen verkauft bzw. kauft.
      • Konzerne setzen ihre Zulieferbetriebe unter Druck, billiger zu verkaufen.
      • Beim Verkauf legen sie ebenfalls die Preise fest.
    • Bei bestimmten Produkten (z.B. Elektronik, Textilien) werden die gleichen Produkte in den gleichen Betrieben hergestellt. Anschließend werden, je nach bestellendem Konzern, unterschiedliche Namen angebracht. Im Laden werden sie dann zu unterschiedlichen Preisen verkauft. Der Markenname hat also auch einen wesentlichen Einfluss auf den Preis.
    • Auch sonst ist es so, dass für gleichartige Produkte völlig unterschiedliche Preise gezahlt werden.
    • Häufig sind nur ein kleiner Teil des Preises Produktionskosten. Daneben werden auch Gewinne und Kosten für die Werbung mit bezahlt.
    • Richtig ist aber auch, dass längerfristig die erzielten Preise die gezahlten Preise, einschließlich der Lebenshaltungskosten, nicht unterschreiten dürfen, um nicht Pleite zu gehen. Um dies zu realisieren, ist jedoch eine ausreichende Marktmacht notwendig.
    • Nach oben sind die erzielten Preise aber unbeschränkt, solange sie sich durchsetzen lassen.
    • Dazu ist es nicht erforderlich, dass die mächtigere Seite ein Monopol besitzt.
      • Bei Tankstellen passen die verschiedenen Konzerne ihre Preise einander an.
      • Im internationalen Handel gibt es Weltmarktpreise, die die Menschen in der Zweidrittelwelt massiv benachteiligen. Da ist es egal, mit wem die Menschen Handel treiben (vom fairen Handel abgesehen), im Verhältnis zu den von ihnen erzielten Verkaufspreisen sind die von ihnen zu zahlenden Einkaufspreise viel zu hoch.
      • Pharmafirmen geben Richtpreise an. Die meisten Apotheken halten sich daran.
      • Es gibt Berichte, dass Gaststätten unter Druck gesetzt werden, wenn sie ihre Getränke billiger verkaufen.
      • Auch durch Korruption oder ihrer verfeinerten Form, der Lobbyarbeit, lassen sich die gewünschten Preise durchsetzen. Dabei ist es für die Entscheidungsperson von Vorteil, wenn sie gegen die Interessen der Firma bzw. der öffentlichen Einrichtung handelt, bei der sie beschäftigt ist.
    • Der überlebensnotwendige Mindestpreis oder auch ein anderer erzielte Preis kann mit sehr unterschiedlich langen Produktionszeiten erzielt werden. Die dafür verantwortliche Marktmacht braucht aber nicht unbedingt der Markenname zu sein.
      • Es sind auch Koppelgeschäfte möglich. Dabei werden schlechte Produkte zusammen mit begehrten Produkten verkauft. Dies muss noch nicht ein Mal zur gleichen Zeit geschehen. Selbst die Aussicht auf ein gutes Produkt kann zum Kauf eines schlechten führen.
      • Wenn bekannt ist oder zumindest angenommen wird, dass ein Produkt gut ist, wird es relativ gern gekauft. Dann lassen sich auch entsprechende Preise durchsetzen. Es kann durchaus sein, dass andere Produkte mindestens ebenso gut sind. Wenn dies aber nicht bekannt ist, können diese eventuell überhaupt nicht verkauft werden.
  • Außerdem lässt sich immer schwerer bestimmen, welchen Anteil eine Einzelperson wertmäßig an einem Produkt hat.
    • Durch die Arbeitsteilung wird ein Produkt von sehr vielen verschiedenen Personen hergestellt. Die zwischen ihnen erfolgte Verrechnung ist relativ willkürlich.
    • Früher bestand der Hauptteil des Aufwandes bei den meisten Produkten in ihrer Herstellung. Heutzutage entsteht bei vielen Produkten ein Großteil des Aufwandes bei der Entwicklung (z.B. Computerprogramme, Filme, Musiktitel, komplizierte technische Geräte mit geringen Stückzahlen).
  • Was für Preise allgemein gilt, gilt speziell auch für Lohnarbeit.
    • Auch hier geht es darum, ein ausreichendes Einkommen zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse zu erzielen.
    • Ob dies erreicht wird, hängt von den Machtverhältnissen ab.
    • Wenn Arbeitsleistung und nicht die Bedürfnisse als Maßstab genommen werden, ist es praktisch unmöglich, einen gerechten Lohn zu ermitteln.
  • Die Trennung kann aber nicht zwischen geistiger Arbeit und Handarbeit vollzogen werden.
    • In beiden Bereichen gibt es sowohl langfristige gesicherte, als auch kurzfristige und projektgebundene Beschäftigung (Leiharbeit, 1-Euro-Zwangsarbeit, Billigjobs, befristete Tätigkeiten).
    • In vielen Bereichen wird Wissen als Ware betrachtet (z.B. geistiges Eigentum, Urheberrecht, Patente, wissenschaftliche Arbeit im Dienste der Warenwirtschaft). Damit führt eine stärkere Bedeutung des Wissens nicht zu einer Überwindung der Warengesellschaft.
    • Umgekehrt können auch viele einfache Tätigkeiten z.B. in Nachbarschaftshilfe, im familiären oder Freundeskreis erfolgen. Damit können auch diese der Warengesellschaft entzogen werden.
    • Wenn ein geistiges Produkt mitsamt dem Copyright verkauft wird, entspricht dies dem Verkauf eines beliebigen anderen Verbrauchsgegenstands. Es können zwar mit den vorhandenen Methoden ähnliche Produkte hergestellt werden. Aber am verkauften Produkt besteht keinerlei Eigentumsrecht für die Verkaufenden und unbeschränktes Eigentumsrecht für die Kaufenden.
    • Wenn nur eine Lizenz verkauft wird, entspricht das einem gemeinsamen Nutzungsrecht.
    • Sowohl geistige Produkte als auch andere Verbrauchsgegenstände lassen sich kopieren bzw. nachahmen.
    • Unklar ist auch, wo die Trennlinie zwischen Wissensarbeit und sonstiger Arbeit gezogen werden soll.
      • Bei den meisten Tätigkeiten gibt es auch einen mehr oder weniger großen Anteil geistiger Tätigkeit.
      • Es gibt geistige Tätigkeiten, die streng nach Vorschrift vollzogen werden sollen (z.B. in der Verwaltung) und sehr kreative handwerkliche Tätigkeiten. Kreativität oder formaler Ablauf sind also unabhängig von geistiger / handwerklicher Tätigkeit.
      • Auch ob ein nutzbares materielles Produkt herauskommt, ist kein gutes Kriterium (z.B. Putz- und Pflegearbeiten).
      • Wissenschaftliche Arbeiten haben häufig nicht das Ziel des Erkenntnisgewinns oder der Lebensverbesserung, sondern der wirtschaftlichen Verwertbarkeit.
      • Bei Lehrtätigkeiten wird häufig verlangt, dass eine bestimmte Stoffmenge in einer bestimmten Stundenzahl vermittelt wird. Was dabei am Ende herauskommt, ist weniger wichtig. Analog wird auch bei kreativer Tätigkeit versucht, zeitliche Vorgaben zu machen.
      • Umgekehrt wird auch versucht, klassische Lohnarbeiten auszugliedern und nur als Aufträge zu vergeben. Als Beispiel wurde die Zeitungszustellung genannt.
  • In Änderungen in der gegenwärtigen Arbeitsgesellschaft führen zu einander widersprechenden Anforderungen an die Lohnarbeitenden. Dies führt aber nicht notwendigerweise zu einer Krise oder zur Überwindung der Lohnarbeit.
    • Lohnarbeitende sollen sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren, aber sich auch auf Veränderungen vorbereiten.
    • Sie sollen flexibel sein, aber sich auch in ihrem sozialen Umfeld betätigen.
    • Sie sollen stets auf dem neuesten Stand sein, aber auch akzeptieren, wenn ihre Fähigkeiten und Kenntnisse nicht verwendet werden.
    • Es gibt einerseits immer weniger Lohnarbeit. Die Arbeitsproduktivität steigt schneller als die kaufkräftige Nachfrage. Überwunden wird dies auch nicht dadurch, dass versucht wird, immer mehr Tätigkeiten als Lohnarbeit zu gestalten.
    • Andererseits werden auch die Herrschaftsprinzipien nach Christoph Spehr (vergleiche Freie Kooperation (Spehr) und Parlamentarisches System als Herrschaftssystem) zur Durchsetzung der Lohnarbeit auf Kosten anderer Tätigkeiten eingesetzt. Es kann also dazu führen, dass es nur noch wenig Lohnarbeit gibt, aber die meisten Menschen alles dafür geben würden, möglichst viel davon zu leisten.
  • Die Änderung der Arbeitsverhältnisse beseitigt nicht die Abhängigkeit.
    • Sehr wenige bestimmen, was unter welchen Umständen produziert wird und wie das Ergebnis verteilt wird. Die meisten Personen haben darauf keinen Einfluss.
    • Auch die Mächtigen sind über den Konkurrenzkampf in das System eingebunden, können also nicht frei entscheiden. (Das Problem sind also die Systemmechanismen, nicht die Personen.)
    • Dass in vielen Fällen die mittlere Managementebene eingespart wird, macht die Beschäftigten nicht freier. Sie können nicht mehr entscheiden. Sie sind nur jetzt ihre eigenen Aufseher.
    • Auch viele (Schein-)Selbstständige können nicht wirklich etwas entscheiden. Sie sind von den Vorgaben der Auftraggebenden abhängig.
    • Durch diese Veränderungen entstehen somit nur scheinbar Netzwerke. In Wirklichkeit wird lediglich die Herrschaft verdeckter und effektiver. Solange die Menschen auf den Verkauf ihrer Leistung angewiesen sind, kann die Herrschaft nicht beseitigt werden. Entscheidend ist also nicht der Anteil geistiger oder kreativer Arbeit, der Umfang des benötigten Wissens oder die Messbarkeit des Ergebnisses, sondern die materielle Unabhängigkeit, also die ausreichende Versorgung mit Ressourcen.
  • Bisher ging es um Preise für Waren / Leistungen. Im Bereich der Wertpapiere (siehe das Derivatsprinzip in den Gedanken zum Thema Geld) geht es um Preise für zukünftige Gegenwerte.
    • Dies ist eine spekulative Angelegenheit und kann auch scheitern, wenn der Gegenwert nicht vorhanden ist.
    • In vielen Fällen ist dies bereits dann der Fall, wenn nicht mehr allgemein akzeptiert wird, dass der Gegenwert vorhanden ist.
    • Bei Aktien bestand früher die Erwartung darin, eine entsprechend hohe Dividende ausgezahlt zu bekommen. Heute wird stärker darauf spekuliert, sie teurer zu verkaufen, als sie gekauft wurden. Dies entkoppelt den Aktienbesitz noch mehr von realen Vorgängen.
    • Dies gilt für andere Wertpapiere analog.
    • Allerdings ist in diesem Sinne Geld ebenfalls ein Wertpapier. Wenn dafür keine Gegenleistungen gebracht werden (können oder wollen), ist es wertlos.
    • Das Gleiche gilt aber auch für materiellen Besitz, der nicht selbst genutzt werden kann (Wertberichtigungen).
    • Insofern sind Preise für reale Güter und Spekulation nicht so scharf getrennt.

Uwe

Antwort von Bernd

  1. Der Preis einer Ware und deren Tauschwert sind keine identischen Begriffe
  2. Der Preis wird durch Konkurrenz bestimmt, sie ist dreiseitig: erstens zwischen den Käufern, zweitens zwischen den Verkäufern und drittens zwischen Käufern und Verkäufern
  3. Die Konkurrenz zwischen den Käufern macht den Preis steigend
  4. Die Konkurrenz zwischen den Verkäufern macht den Preis fallend
  5. Die Konkurrenz zwischen Käufen und Verkäufer, die einen wollen billig kaufen, die anderen teuer verkaufen
  6. Damit wird der Preis entsprechend der Kräfte- und auch Machtverhältnisse zwischen diesen schwankend, er kann jedoch für den einzelnen langfristig nicht unter dem Selbstkostenpreis (plus Gewinn) liegen
  7. Der Preis steht immer über oder unter den Selbstkosten (plus Gewinn), aber das Steigen und Fallen ergänzen sich gegenseitig. Im Mittel wird er durch die Produktionskosten, den Tauschwert einer Ware bestimmt.
  8. Die Bestimmung der Produktionskosten ist gleich der Bestimmung des Wertes durch die Arbeitszeit
  9. Damit ist der Wert einer Ware auch keine konstante Größe, sie wird bestimmt durch Abschreibungen, Material- und Energiekosten, Werbungskosten, Mieten, Versicherungen usw. und durch die Löhne oder Gehälter, sie sind abhängig von Zeit und Ort
  10. Der Wert (Tauschwert) einer Ware wird in der Produktion geschaffen nicht beim Verkauf oder Kauf der Ware! Phasen: Produktion - Distribution - Konsumtion
  11. Voraussetzung gesellschaftlicher Arbeit, Gesamtarbeitssumme, die einzelne Arbeit muß unter die Teilung der Arbeit der Gesellschaft subsumiert sein, gesellschaftliche Arbeitsteilung, der Wert der Ware gilt nicht für ein einzelnes gegebenes Produkt, sondern für den ganzen Industriezweig
  12. Winterschluß-, Sommerschlußverkauf werden Waren verkauft überschüssige gesellschaftliche Arbeit, deren Werte am Markt bisher nicht realisierbar war
  13. Zusammenfassung der Wert einer Ware ist das Quantum der darin enthaltenen Arbeit, der Preis einer Ware schwankt um den Wert der Ware, bildet deren Mittelwert
  14. Lohnarbeit ist standardisierte Arbeit mit der standardisierte Produkte hergestellt werden
  15. Aber (Kapital Bd. 1 S. 117) Dinge die keine Ware sind, wie z. B. Gewissen, Ehre, Status können durch ihren Preis, den der Besitzer ihm verleiht eine Warenform erlangen, d. h. ein Ding kann formell einen Preis haben ohne einen Wert zu haben
  16. Marketing und Werbung erzeugen symbolische, ästhetische und soziale Werte, immer gilt es den Waren einen unvergleichlichen, unmessbaren Eigenwert von Kunstwerke zu verleihen, die kein Äquivalent haben und zu überhöhten Preisen angeboten werden können
  17. Markenprodukte, die immaterielle Bedeutung von Produkten gewinnt eine viel höhere Bedeutung, als ihre materielle Wirklichkeit, ihr symbolischer, ästhetischer oder sozialer Wert übertrifft den Gebrauchswert und verwischt den Tauschwert, Betriebe der verarbeitenden Industrie werden zu Vasallen jener Firmen, deren Produktion und Kapital immateriell sind (Gorz "Wissen, Wert,.." S. 43)

Immaterielle Arbeit, Wissensarbeit - Wissen ist keine Ware
  1. Lohnarbeit ist standardisierte Arbeit zur Herstellung standardisierter Produkte, schöpferische Arbeit oder Wissensarbeit ist einmalig, nicht wiederholbar, deswegen nicht vergleichbar und meßbar hinsichtlich des Aufwandes und/oder des Ergebnisses, ist nicht normierbar, ist verbunden mit der Überschreitung von Horizonten, muß oftmals in Konflikten verbreitet und/oder durchgesetzt werden
  2. Wichtig wird es, wenn schöpferische Arbeit den Gesamtprozeß dominiert, also wenn es entscheiden ist für den Erfolg oder die Qualität eines Projektes oder Prozesses (Czorny "Auf der Suche..." S. 15 unten)
  3. Die Leistung des Einzelnen wird zunehmend nicht mehr an deren Anwesenheit im Unternehmen sondern an seinen Ergebnissen gemessen
  4. Wissensarbeit ist gekoppelt an formalem Wissen oder Fachwissen, Talent, Kommunikationsfähigkeit, Engagement, Kompetenz, soziales Wissen und Erfahrung, Kultur, Erziehung, Bildung, Urteilsvermögen usw.
  5. Wissensarbeit ist somit an die jeweilige Person gekoppelt, Wissensarbeit ist subjektiv, deswegen nicht objektivierbar und damit nicht vergleichbar und meßbar
  6. Der Verkauf von Wissen unterscheidet sich prinzipiell vom Tauschprozeß von Waren
    • Wissen kann nicht getauscht werden, wie Waren, es findet beim Verkauf von Wissen kein Verlust der Verfügungsgewalt an Wissen statt
    • Der Verkauf von Wissen ist kein Nullsummenspiel, es ist ein Positivsummespiel, d. h. alle gewinnen
    • Wissen hat keine Wachstumsgrenzen
    • Wissen ist Gemeingut, es verliert nicht an Einfluß, wenn es bekannt ist
    • Die Wissensschöpfung steckt voller Ungewißheit, ist nicht prognostizierbar
    • Die Wissensnutzung steckt voller Risiken
    • Wissenschaftliche Erkenntnisse oder neues Wissen ist zunächst meist umstritten, trotz hohem Ansehen stets anfechtbar
    • Die Verbreitung von Wissen steigert seine Fruchtbarkeit, Wissen ist fähig zur Vergesellschaftung, Waren sind es nicht
  7. Jedoch lebendiges Wissen kann in vergegenständliches Wissen umgewandelt werden, es kann gespeichert werden, damit kann der alleinige Besitz von Wissen, kann als Wissensmonopol seinen Eigentümer - dem Finanzkapital verschmolzen mit der Elite von Wissenskapitalisten - eine nie dagewesene Fülle von Reichtum und Macht sichern

Text von Bernd, ins Internet gestellt von Uwe

Ergebnisse des Treffens vom 7.4.2006

  1. Grundunterschied
    1. Bernd ist der Meinung, dass "schöpferische Arbeit oder Wissensarbeit ... einmalig, nicht wiederholbar, deswegen nicht vergleichbar und meßbar hinsichtlich des Aufwandes" ist. Damit kann ihr kein Tauschwert zugeordnet werden. Damit widerspricht "schöpferische Arbeit oder Wissensarbeit" der Warengesellschaft. Wenn also die Warengesellschaft überwunden werden soll, kann dies durch die Förderung von Wissensarbeit geschehen.
    2. Laut der Gegenmeinung kann Wissensarbeit, Wissen und schöpferische Arbeit durchaus zur Ware werden und wird gegenwärtig häufig als Ware behandelt. Deshalb trägt "schöpferische Arbeit oder Wissensarbeit" nichts zur Überwindung der Warengesellschaft bei. Dazu sind andere Veränderungen notwendig.
  2. Es muss konsequent unterschieden werden:
    1. Der Gebrauchswert: Er hängt vom konkreten Gegenstand ab. Er hängt nicht davon ab, ob der Gegenstand eine Ware ist. Z.B. kann Brot gegessen werden, Kleidung kann wärmen usw. Geld hat lediglich für Numismatiker einen bedeutsamen Gebrauchswert. Bei entsprechender Lagerung bleibt dieser über eine längere Zeit erhalten.
    2. Der Tauschwert: Das ist eine abstrakte Größe. Sie kann definiert werden als durchschnittlich gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, um dies zu produzieren. Sie kann aber auch definiert werden, als individuell notwendige Arbeitszeit, um genau diesen Gegenstand zu produzieren. Arbeitszeit wird bekanntlich in Stunden und nicht in Geldeinheiten gemessen.
    3. Der Preis: Das ist das, was auf dem Preisschild steht bzw. bezahlt wird. Unterschieden werden dabei der Nominalpreis und der Realpreis. Letzterer wird im Verhältnis zum durchschnittlichen Preisniveau betrachtet. Dadurch erfolgt eine Inflationsbereinigung. Der Nominalpreis des Geldes steht auf dem Geld drauf. Bei einer Inflation kann der Realpreis des Geldes stark sinken, selbst wenn sich der Gebrauchswert und der Nominalpreis nicht ändern.
    4. Der Fetischwert: Durch Marketing und Werbung, durch Markennamen oder andere Einflüsse können bestimmte Gegenstände sehr begehrt werden, ohne dass es dafür eine materielle Grundlage gegenüber vergleichbaren Produkten gibt. Dadurch können höhere Preise erzielt werden.
      1. Z.B. bei Handys und Kleidungsstücken werden gleichartige Produkte von den gleichen Personen in den gleichen Betrieben hergestellt. Sie haben also den gleichen Gebrauchs- und den gleichen Tauschwert. Anschließend werden unterschiedliche Markennamen angebracht. Dadurch sind der Fetischwert und der Preis unterschiedlich.
      2. Gegenstände, die im Besitz von Prominenten waren, sind begehrter als die gleichen Gegenstände, für die das nicht zutrifft.
      3. Wenn vom Warenfetischismus geredet wird, ist dagegen gemeint, dass Waren scheinbar eine große Macht ausüben (z.B. "Geld regiert die Welt."). In Wirklichkeit üben aber nicht die Waren diese Macht aus. Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, also das Warensystem, die Menschen zur Sicherung ihres Überlebens zum entsprechenden Handeln zwingen.
    5. Sonstige immaterielle Werte: Dazu gehört z.B. der künstlerische Wert, ästhetische und soziale Werte. Diese sollen hier nicht betrachtet werden. Sie spielen für die Überlegungen keine Rolle.
  3. Besprochene Änderungen zur Antwort von Bernd:
    1. Wie bereits mehrfach erwähnt, sind Tauschwert und Preis voneinander zu unterscheiden. Wie bereits nachgewiesen, ist es nicht so, dass der Preis im Mittel "durch den Tauschwert einer Ware bestimmt" wird, "um den Wert der Ware" schwankt.
    2. Produktionskosten sind Preise. Sie haben mit dem Tauschwert einer Ware nichts zu tun. Wenn mit der gleichen Technologie und den gleichen Erfahrungen / Fähigkeiten gearbeitet wird, ändert sich der Tauschwert nicht, die Produktionskosten können sich aber ändern. Umgekehrt können die Einkaufspreise konstant bleiben, wenn sich die benötigte Arbeitszeit ändert.
    3. Deshalb sind "Abschreibungen, Material- und Energiekosten, Werbungskosten, Mieten, Versicherungen usw. und ... die Löhne oder Gehälter" Preise und können deshalb nicht den Tauschwert bestimmen.
  4. Weitere Anmerkungen:
    1. Die Fragen der Konkurrenz wurden nicht besprochen. Einerseits wurde darüber schon geredet. Andererseits ist dies hier nicht so wichtig. Deshalb wurde auch nicht festgestellt, ob es zu den entsprechenden Aussagen von Bernd Übereinstimmung gibt.
    2. Der Transport einer Ware beim Handel erfordert Arbeitszeit. Diese müsste in die Berechnung des Tauschwertes mit eingehen, insbesondere bei längerem / aufwändigerem Transport.
    3. Umstritten war, inwiefern vorkapitalistische Gesellschaften arbeitsteilig waren, inwiefern zu jener Zeit bestimmte Tätigkeiten vergleichbar waren und ob dort von einer Warengesellschaft gesprochen werden kann. Besprochen wurde dies an der Herstellung von Holzprodukten. Z.B. war unklar, ob der Holzhandwerker auch die Bäume fällte oder das Holz gekauft hat.
    4. Ebenfalls umstritten war, inwiefern auch im Bereich der schöpferischen Arbeit Lohnarbeit möglich ist. Große Teile wissenschaftlicher und entwicklungstechnischer Arbeit sind als Lohnarbeit organisiert. Dies steht im Widerspruch zur Behauptung: "Lohnarbeit ist standardisierte Arbeit zur Herstellung standardisierter Produkte".
    5. Der Abschnitt zur Wissensarbeit wurde noch nicht diskutiert.
    6. In früheren Zeiten war Kompositionsarbeit (schöpferische Wissensarbeit) teilweise stärker standardisiert.
      1. So konnte verlangt und realisiert werden, jede Woche eine Kantate zu komponieren.
      2. Es war möglich, eine italienische Oper innerhalb weniger Tage zu komponieren. Der Komponist erfand lediglich die Melodien. Die Ausführung der einzelnen Stimmen konnten Gehilfen übernehmen.
      3. Für erfahrene Komponisten war es möglich zu vereinbaren, in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Anzahl von Werken festgelegter Gattung und von guter Qualität zu komponieren.
    7. Beim Vergleich von Wissensarbeit mit anderer Arbeit ist genau darauf zu achten, dass gleichartige Dinge miteinander verglichen werden.
      1. Entspricht der Verkauf eines Fernsehers dem Verkauf einer Lizenz oder des Copyrights?
      2. Entspricht der Produktion eines anderen Fernsehers mit derselben Technologie und denselben Maschinen der Produktion eines neuen Datenträgers mit den gleichen Informationen oder neuer Informationen mit der gleichen Vorgehensweise?
    8. Ist somit Wissensarbeit zu anderer Erwerbsarbeit gleichartig oder gibt es die von Bernd behaupteten Unterschiede wirklich?

Uwe

Ergebnisse des Treffens vom 19.5.2006

  1. Was ist eine Warengesellschaft?
    1. Eine Ware ist eine (materielle oder immaterielle) Sache, die getauscht wird, um eine andere Sache zu erhalten. Das ist eine ökonomische, keine moralische Kategorie. Dies kann auch Geld sein.
    2. Wieviel von der anderen Sache man für die eigene Sache bekommt, ist der Preis der eigenen Sache.
    3. Demnach sind Waren (materielle oder immaterielle) Sachen, die einen Preis haben und hergestellt werden, um diesen Preis zu erzielen.
    4. Nach einer anderen Definition sind Waren (materielle oder immaterielle) Sachen, die einen Tauschwert haben.
      1. Nach der bei uns verwendeten Definition kann der Tauschwert definiert werden als durchschnittlich gesellschaftlich oder individuell notwendige Arbeitszeit, um etwas zu produzieren. Dies ist aber unabhängig davon, ob dies anschließend auch in einem bestimmten Verhältnis getauscht wird, also einen Preis hat.
      2. So kann eine Wohnungsrenovierung durch eine Firma oder im Freundeskreis erfolgen. Bei gleichermaßen geübten Personen ist die notwendige Arbeitszeit und damit der Tauschwert der Gleiche. Im ersten Fall wird aber ein bestimmter Preis erzielt bzw. gezahlt, im zweiten Fall nicht. Nach der ersten Definition (über Preis) wäre die Wohnungsrenovierung bzw. die renovierte Wohnung im ersten Fall eine Ware, im zweiten nicht. Nach der zweiten Definition (über Tauschwert) wäre es in beiden Fällen eine Ware. Üblicherweise wird nur im ersten Fall von einer Ware gesprochen. Dies spricht dafür, den Warencharakter über den Preis zu definieren.
      3. Analog gibt es handwerklich begabte Menschen, die ihre Produkte an Bekannte verschenken. Auch in diesem Fall wird nicht von einer Ware gesprochen.
    5. Eine Warengesellschaft ist eine Gesellschaft, in der die Waren dominieren.
      1. Eine Gesellschaft, in der hauptsächlich produziert wird, um zu verkaufen / tauschen, ist demnach eine Warengesellschaft.
      2. Eine Gesellschaft, in der hauptsächlich für den Eigenbedarf produziert wird, ist keine Warengesellschaft.
      3. Wenn produzierte (materielle oder immaterielle) Sachen, die nicht für den Eigenbedarf produziert werden, hauptsächlich verschenkt werden, handelt es sich ebenfalls nicht um eine Warengesellschaft.
  2. Wie erfolgte der Übergang zur Warengesellschaft? Kann in der Antike von einer Warengesellschaft gesprochen werden?
    1. Ursprünglich erfolgte die Produktion hauptsächlich für den Eigenbedarf der Einzelperson / Gruppe. Zwischen unterschiedlichen Gruppen erfolgte der Austausch meist über das Schenken. Wenn eine Person etwas hatte, was sie nicht brauchte, gab sie es einer anderen Person, die es brauchte. Dies erfolgte wechselseitig. Ursprünglich gab es also keine Waren und damit keine Warengesellschaft.
    2. Z.B. bei den Indianern Nordamerikas erfolgte teilweise ein Austausch zwischen landwirtschaftlichen (aus dem Osten) und tierischen (aus der Prärie) Produkten. Dies erfolgte nach bestimmten Regeln. Aber der Austausch mit den weißen Händlern erfolgte nach anderen Regeln. Dieser war zum Nachteil der Einheimischen.
    3. In der Antike gab es zeitweise sehr viele Sklaven. In bestimmten griechischen Städten gab es zu bestimmten Zeiten nur sehr wenige Freie, die meisten Menschen waren Sklaven. Im Römischen Reich gab es Sklavenhalter mit sehr vielen Sklaven. Gegen Ende des Römischen Reiches bildete sich dagegen das Kolonatssystem heraus. Dies hatte viele Ähnlichkeiten mit dem Feudalsystem.
    4. Sklaven waren Waren wie auch andere Waren. Sie wurden gekauft, damit sie wenigstens so viel erwirtschafteten, wie sie kosteten und wie sie selbst verbrauchten.
    5. Im Gegensatz zum Lohnarbeiter verkauften sie sich nicht selbst, sondern wurden im Regelfall verkauft. Außerdem gehörten sie dem Besitzer vollständig, während der Lohnarbeiter nur seine Arbeitskraft verkauft.
    6. Unklar ist, ob die Sklaven hauptsächlich für die Versorgung des Besitzers und die anderen zum Besitz gehörenden Personen arbeiteten oder für den Markt produzierten. Zumindest muss die Produktion für den Markt insofern erfolgt sein, um die Kaufkosten zu erwirtschaften.
    7. In der Antike gab es große Städte, die sich nicht selbst mit landwirtschaftlichen Gütern versorgen konnten. Somit mussten die entsprechenden landwirtschaftlichen Güter Waren sein.
    8. Auch die in den Städten produzierten Güter waren nicht hauptsächlich zum Eigenbedarf bestimmt. Sie waren ebenfalls Waren.
    9. Auch die Versorgung der Armee erfolgte durch Waren. Meist kaufte sie aber nicht der einzelne Soldat, sondern die entsprechende Armeeeinheit oder die Armee insgesamt.
    10. Der damals weit verbreitete Fernhandel erfolgte ebenfalls in Warenform.
    11. Unklar ist, ob diese Waren dominierend waren, ob also von einer Warengesellschaft gesprochen werden kann.
  3. Kann im Mittelalter von einer Warengesellschaft gesprochen werden?
    1. Die Bauern mussten meist Abgaben an den Feudalherren und die Kirche (Zehnt) leisten. Diese erfolgten häufig in Naturalien. Dafür bekamen sie keine Gegenleistung. Somit waren es keine Waren. Wenn die Abgaben in Geld erfolgen mussten, mussten sie ihre Produkte verkaufen, um das Geld zu bekommen. Dann wurden es Waren.
    2. Den Teil, den sie nicht abgeben mussten, brauchten sie meist, um sich selbst zu versorgen. Dies waren auch keine Waren.
    3. Wenn ein Mal die Ernte zu schlecht ausfiel oder das Vieh starb, mussten sie sich verschulden, um zu überleben. Diese Schulden mussten sie zurückzahlen. Dies entspricht den Abgaben.
    4. Nur wenn dann noch etwas übrigblieb, konnte es verkauft werden. Dann handelte es sich um Waren.
    5. In den Städten waren die benötigten landwirtschaftlichen Produkte im Regelfall Waren, da sie gekauft werden mussten. Auch handwerkliche Produkte wurden im Regelfall gehandelt, waren also ebenfalls Waren. Allerdings lebte nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung in der Stadt.
    6. Unklar ist, inwiefern Dorfschmiede, Müller usw. bezahlt wurden, es also dort Waren gab.
    7. Insgesamt lässt sich so vermuten, dass es im Mittelalter zwar viele Waren gab, diese aber nicht dominierten, weshalb nicht von einer Warengesellschaft gesprochen werden kann.
  4. Was ist Wissensarbeit?
    1. Wie erwähnt, gibt es verschiedene mögliche Definitionen (z.B. über die Kreativität - schöpferische Arbeit). Verwendet wird aber hier die Herstellung immaterieller Güter (z.B. Kunst, Pflege, Muße, Sport).
  5. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Warengesellschaft und Wissensarbeit?
    1. Wie erwähnt (z.B. Wohnungsrenovierung, verschenkte Basteleien), muss die Herstellung materieller Güter nicht als Waren erfolgen.
    2. Wissensarbeit erfolgt gegenwärtig häufig in Warenform. Erwähnt wurden z.B. wissenschaftliche und entwicklungstechnische Arbeit, Musikproduktion, Verwaltung und Lehre.
    3. Sport braucht mit Waren nichts zu tun zu haben. Der gegenwärtige Leistungssport ist aber sehr stark vom Warensystem geprägt. Z.B. die Fußballweltmeisterschaft ist sehr stark am Kommerz ausgerichtet. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn auch viele Fanartikel verkauft werden.
    4. Kommunikation und Information sind weitere Beispiele für Wissensarbeit. Z.B. in den Privatsendern werden sie zum Geldverdienen genutzt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn dort so viel Werbung gesendet wird.
    5. Somit ist die Unterscheidung zwischen Warengesellschaft und einer anderen Gesellschaft nicht abhängig von der Unterscheidung zwischen Wissensarbeit und anderer Arbeit. Es kann bestenfalls einen statistischen Zusammenhang geben. Bestimmte Tätigkeiten können häufiger in Warenform erfolgen als andere.
  6. Ob eine Tätigkeit als Lohnarbeit betrieben wird oder von lauter kleinen Selbstständigen ausgeübt wird, hat keinen Einfluss darauf, ob es sich um eine Warengesellschaft handelt.
  7. Wie sind die weiteren Entwicklungen bezüglich des Verhältnisses zwischen materieller Produktion und Wissensarbeit?
    1. In der materiellen Produktion nimmt die Produktivität weiter zu. Bei der gegenwärtigen Entwicklung der kaufkräftig nachgefragten Güter sinkt deshalb die dafür notwendige Arbeitszeit. Materielle Produktion spielt unter diesen Bedingungen eine immer geringere Rolle.
    2. Dies bedeutet aber nicht, dass die übrige Zeit sinnvoll genutzt werden kann. Gegenwärtig wird z.B. versucht, diejenigen, die in der materiellen Produktion nicht mehr gebraucht werden, zu sinnlosen Tätigkeiten, z.B. zu sinnlosen Bewerbungen zu verpflichten.
    3. Analog zu der erwähnten Entwicklung bei der Lohnarbeit gilt also auch hier, dass die Verringerung der materiellen Arbeit nicht zur Befreiung der Menschen von ihr führen muss.
    4. Außerdem bedeutet die Verringerung der Arbeitszeit für die benötigte materielle Produktion nicht, dass die Menschen weniger materielle Produkte brauchen. Für sie ist egal, wie lange die Produktion dauert. Sie müssen ausreichend Materielles zum Leben haben. Wissen oder andere immaterielle Dinge reichen ihnen nicht. Insofern kann die materielle Produktion nicht durch Wissensarbeit ersetzt werden.
    5. Schließlich ist unklar, was passiert, wenn die Warengesellschaft überwunden wird. Es gibt gegenwärtig eine Reihe von Bedürfnissen, die nicht mit einer Kaufkraft verbunden sind. Wenn die Warengesellschaft überwunden wird, entsteht der Wunsch nach Realisierung. Dies kann zu einer Erhöhung der materiellen Produktion führen.
  8. Führt also die Überwindung der Warengesellschaft zu einer starken Erhöhung der materiellen Produktion, die von der Natur nicht verkraftet werden könnte? Folgende Argumente sprechen dagegen:
    1. Das Streben nach Gewinn fällt weg. Alle Produktion, die nur deshalb erfolgte, wird dann nicht mehr gebraucht.
    2. Häufig ist das Bestreben nach Besitz nur eine Folge der Angst vor Armut. Wenn diese nicht mehr vorhanden ist, wird weniger benötigt.
    3. Wenn Menschen mit anderen Methoden {{Glücklich sein}} können, brauchen sie nicht so viel zu haben.
  9. Wenden sich die Menschen nach Wegfall der Warengesellschaft sinnvollen Tätigkeiten zu?
    1. Sinnvolle Tätigkeiten müssen eingeübt werden. Dies müsste möglich sein. Außerdem können ihre Verlustängste störend wirken. Aber auch diese lassen sich überwinden, wenn sie erfahren, dass genug da ist.
    2. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, nehmen wir an, dass die Menschen sinnvoll tätig sind. Aber wir wissen es nicht. Außerdem wollen und können wir sie nicht dazu zwingen. Den Zwang in der Warengesellschaft wollen wir ja gerade überwinden und nicht durch einen anderen Zwang ersetzen.
    3. Somit kann es sein, dass sie sich zuerst dem passiven Konsum zuwenden, statt selbst aktiv zu werden. Deshalb ist es sinnvoll, die Eigenaktivität der Menschen zur Verbesserung ihrer Lage zu fördern. Dies meint nicht Aufrufe der Sorte "Jeder ist seines Glückes Schmied." und "(kapitalistische) Eigeninitiative statt Sozialstaat". Diese sind egoistisch. Unsere Ziele sind auf Verbesserungen aus und damit solidarisch.
  10. Gibt es nach Überwindung der Warengesellschaft noch Waren und Wettbewerb?
    1. Wenn die Waren nicht dominieren, handelt es sich nicht um eine Warengesellschaft. Somit ist auch eine Nicht-Warengesellschaft denkbar, in der es noch Waren gibt.
    2. Zwischen den Warenproduzierenden kann es dann durchaus auch noch Wettbewerb (Konkurrenz) um den höchsten Verkaufserfolg geben.
    3. Wenn es keine Waren mehr gibt, ist eine andere Form von Wettbewerb denkbar. Verschiedene Gruppen können ähnliche Produkte anbieten. Wer Bedarf hat, wählt aus, welches Produkt genommen wird. Außer einer Rückmeldung, welche Produkte wie begehrt sind, haben die produzierenden Gruppen aber nichts davon.

Uwe

Ergänzungen vom 16.6.2006

  • Als wesentliche notwendige Veränderungen wurden von Bernd die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens und die Abschaffung der Patente genannt.
    • Nur so kann die Warengesellschaft überwunden werden. Die Warengesellschaft führt dazu, dass trotz gesamtgesellschaftlichen Überflusses nicht alle genug zum Leben haben.
    • Außerdem entspricht dies der Entwicklung, dass sich immer weniger der individuelle Anteil am Gesamtprodukt feststellen lässt.
  • Der ältere Michael fragte, wovon Geistesarbeiter dann leben sollen. Daraufhin gab es mehrere Antworten.

Uwe

Fragen von Uwe zur Antwort von Bernd

  • Im Bericht vom 7.4.2006 schrieb Uwe:
    1. Beim Vergleich von Wissensarbeit mit anderer Arbeit ist genau darauf zu achten, dass gleichartige Dinge miteinander verglichen werden.
      1. Entspricht der Verkauf eines Fernsehers dem Verkauf einer Lizenz oder des Copyrights?
      2. Entspricht der Produktion eines anderen Fernsehers mit derselben Technologie und denselben Maschinen der Produktion eines neuen Datenträgers mit den gleichen Informationen oder neuer Informationen mit der gleichen Vorgehensweise?
    2. Ist somit Wissensarbeit zu anderer Erwerbsarbeit gleichartig oder gibt es die von Bernd behaupteten Unterschiede wirklich?
  • Muss Lohnarbeit "standardisierte Arbeit zur Herstellung standardisierter Produkte" sein, wenn sowohl Wissensarbeit als auch andere schöpferische Arbeit gegenwärtig häufig in Form von Lohnarbeit organisiert ist? Bei uns in der Firma wird z.B. der Arbeitsaufwand mit einem Stundensatz multipliziert und dem Auftraggeber in Rechnung gestellt. Vor der Annahme eines Auftrages wird der Aufwand abgeschätzt. Daraus wird dann der zu vereinbarende Preis für den Auftrag gebildet.
  • Gab es Einigkeit über die Definition:
    "Es gibt verschiedene mögliche Definitionen (z.B. über die Kreativität - schöpferische Arbeit) von Wissensarbeit. Verwendet wird aber hier die Herstellung immaterieller Güter (z.B. Kunst, Pflege, Muße, Sport)."? Dann würde vieles davon durchaus normierbar sein (z.B. Verwaltung, Pflege), ist nicht mit der Überschreitung von Horizonten verbunden, und muss auch nicht oftmals in Konflikten verbreitet und/oder durchgesetzt werden. Außerdem würde der Anteil der schöpferischen Arbeit am Gesamtprozess nicht entscheidend sein. Zusätzlich würde nur die schöpferische Wissenserweiterung nicht prognostizierbar sein und voller Risiken stecken. Gilt dies nicht aber auch für die schöpferische Weiterentwicklung materieller Produkte?
  • Was hat die Leistungsmessung des Einzelnen an den Ergebnissen mit Wissensarbeit oder schöpferischer Arbeit zu tun? Entspricht dies nicht dem Stücklohn, der wesentlich älter ist? Müssen nicht auch Billiglohnnäherinnen eine bestimmte Stückzahl pro Tag abliefern, unabhängig davon, wie lange sie dafür brauchen? Gibt es nicht die allgemeine Tendenz, unbezahlte Überstunden zu verlangen?
  • Werden nicht auch für die Erzeugung standardisierter materieller Güter Wissen und Fähigkeiten gebraucht? Werden nicht auch dafür entsprechend geschickte Arbeiter gebraucht (von einfachen Hilfsarbeiten mal abgesehen und auch dort gibt es Unterschiede)? Wird nicht umgekehrt versucht, über Zensuren und Bewertungen Wissen zu messen und zu bewerten? Worin besteht also der Unterschied?
  • Findet beim Verkauf von Wissen in Form des Verkaufs eines Copyrights / eines Patents tatsächlich kein Verlust der Verfügungsgewalt an Wissen statt? Ist Wissen durch alle gleichermaßen nutzbar oder werden dafür auch materielle Voraussetzungen benötigt? Kann Wissen nicht auch zur Manipulation verwendet werden? Gewinnen also durch den Verkauf von Wissen tatsächlich alle?
  • Ist das Wachstum von Wissen durch die vorhandenen Speicherkapazitäten begrenzt? Was nutzt außerdem Wissen, was nicht angewendet wird, sondern nur irgendwo gespeichert ist? Kann Wissen nicht auch verloren gehen (z.B. durch Vernichtung der Speicherkapazitäten oder ihrer Nichtlesbarkeit)? Ist das Aussterben von Sprachen und Kulturen dafür nicht ein Beispiel? Wie war das mit dem Übergang von der Antike zum Mittelalter? Gehen nicht auch heute Techniken verloren?
  • Ist Wissen als Gemeingut eine Forderung oder eine Tatsache? Können nicht auch viele materielle Güter vergesellschaftet / gemeinsam genutzt / als in gemeinsamer Verfügung betrachtet werden?
  • Was besagt die Umstrittenheit von Wissen zum Verhältnis Wissen - Waren? Sind nicht auch viele Waren umstritten?

Uwe

Ergebnisse des Treffens vom 7.7.2006

  • Sebastian befürchtete wegen seiner bisherigen Erfahrungen, dass es wieder lange Diskussionen mit geringem Ergebnis gibt. Leider behielt er recht. Auch deshalb soll diese Diskussion nicht weitergeführt werden.
  • Für interessanter hielt er die Frage, wie die Entwicklung der Wissensgesellschaft zu einer gesellschaftlichen Verbesserung beitragen kann.
  • Uwe trug seine Fragen zur Antwort von Bernd vor. Anschließend antwortete Bernd darauf. Teilweise entspann sich daraus eine Diskussion. Dabei stellten wir wieder unsere grundsätzlichen Meinungsunterschiede fest. Es gab aber auch Gemeinsamkeiten. Viele Fragen konnten aber auch nicht geklärt werden.
    • Bernd betonte wieder den grundsätzlichen Unterschied zwischen Wissensarbeit und anderer Arbeit. Was dabei genau zur Wissensarbeit gehört und worin genau dieser Unterschied besteht, konnte nicht geklärt werden. Grundsätzlich meint Bernd, dass Wissen beim Weitergeben nicht verlorengeht, sondern sich vervielfältigt. Materielle Produkte seien dagegen nur ein Mal vorhanden und gehen deshalb für den Gebenden beim Weitergeben verloren. Die genaue Unterscheidung von Uwe, was weitergegeben wird, wurde dabei nicht genauer betrachtet.
    • Auch bei der Herstellung materieller Produkte sind Fähigkeiten und Fertigkeiten notwendig. Diese lassen sich bei der Herstellung weiterer materieller Produkte weiterverwenden. Bernd sieht den Unterschied zwischen Wissens- und anderer Arbeit darin, dass bei der Wissensarbeit der Erwerb der Fähigkeiten und Fertigkeiten vom Zeitaufwand her im Verhältnis zur materiellen Produktion dominiert (z.B. Entwicklung eines Programms im Verhältnis zur Speicherung auf einem Speichermedium, das dann weitergegeben wird).
    • Es wurde nicht geklärt, inwiefern Verwaltungsarbeit zur Wissensarbeit gehört. Nach den genannten Beschreibungen würde es dazugehören. Allerdings ist Verwaltungsarbeit standardisierbar und kaum schöpferisch.
    • Prinzipiell ist Bernd der Meinung, Wissen würde die Möglichkeit zur Manipulation einschränken. Er sieht aber durchaus die Möglichkeit, dass Menschen mit einseitigen Informationen vollgestopft werden. In diesem Bereich haben sie dann ein großes Wissen, können aber trotzdem Sachverhalte nicht sachgerecht einschätzen.
      • Uwe nannte das Beispiel eines Atomwissenschaftlers, der sich darüber beschwerte, dass viele Kritiker der Nutzung der Atomkraft keinen Atomreaktor durchrechnen können.
    • Einig waren wir uns, dass versucht wird, alle mögliche Arbeit in Form von Lohnarbeit zu gestalten. Dies gilt auch für solche Arbeit, die sich nicht standardisieren lässt. Dies gilt unabhängig vom Anteil an geistiger Tätigkeit.
    • Einig waren wir uns auch darin, dass Wissen als Gemeingut eine Forderung ist und dass auch viele materielle Güter allen zur Verfügung stehen sollten.

Uwe
Haftungs Ausschluss

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