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Kapitalismus

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Kapitalismus ist ein Warensystem, d.h., ein System, in dem Gegenstände und Dienstleistungen erzeugt werden, um sie zu verkaufen, nicht um damit Bedürfnisse zu befriedigen. Ziel im Kapitalismus ist, mit Gewinn zu verkaufen, also nach Marx
G(eld) - W(are) - G' (mehr Geld).
Dabei ist es egal, ob diese Geldvermehrung durch Warenproduktion oder allein durch Handel oder Geldverleihen erfolgt. Das Prinzip ist überall gleich, also sind
G - W -G' und G - G'
gleichwertig. Das zusätzliche Geld kann natürlich konsumiert werden. Damit werden es bzw. die dafür gekauften Waren verbraucht. Somit steht es zukünftig nicht mehr zur Verfügung, insbesondere nicht für Investitionen. Dies schränkt aber die Möglichkeiten ein, zukünftig noch mehr Geld zu erhalten. Außerdem kann das zu Nachteilen im Konkurrenzkampf führen. Somit wird zumindest ein Großteil des zusätzlichen Geldes verwendet, um damit noch mehr Geld zu erzielen. Damit wird aus dem Geld Kapital (Besitz, dessen Aufgabe darin besteht, noch mehr Besitz zu erhalten). Damit ergibt sich aus dem Streben der Geldvermehrung das Streben nach Kapitalvermehrung, also Kapitalismus.

Der liberale Kapitalismus aus seinen Anfangszeiten, der spätere keynesianische Kapitalismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts und der gegenwärtige neoliberale Kapitalismus, auch die neoliberale Globalisierung, sind nur einzelne Formen davon. Die Überwindung dieser Formen beseitigt nicht den Kapitalismus mit den negativen Folgen für die Bevölkerung. Es reicht somit nicht, den Neoliberalismus zu überwinden, sondern der Kapitalismus muss insgesamt überwunden werden.

Die einzelnen Formen des Kapitalismus ergeben sich aus dem Stand der Produktivkräfte und damit eng verbunden der optimalen Verwertungsbedingungen des Kapitals. Zuerst ging es um die Befreiung von der Zunftordnung und weiterer Regulierungen. Dann wurden qualifizierte Fachkräfte benötigt und die Massenkaufkraft musste erhöht werden, um den Konsum und damit die Produktion zu steigern (Fordismus - Keynesianismus). Als eine Marktsättigung erreicht wurde, die auch nicht durch Krieg überwunden werden konnte, mussten neue Kapitalanlagemöglichkeiten erschlossen werden, die gleichzeitig eine ausreichende kaufkräftige Nachfrage ermöglichte (z.B. Finanzsystem).

Wenn aber die verschiedenen Formen der Kapitalvermehrung gleichwertig sind, kann auch nicht gutes (z.B. produzierendes oder nicht so gewinnträchtiges) und böses (z.B. Geldverleihung, Spekulation oder auf Maximalprofit orientiertes) Kapital unterschieden werden. Einerseits lassen sich diese Bereiche nicht trennen, weder personell noch inhaltlich. Kapital spekuliert z.B. immer darauf, teurer zu verkaufen als zu kaufen, auch im produktiven Bereich. Andererseits wurde diese Trennung immer wieder genutzt, um die Prinzipien des Kapitalismus zu verschleiern und Menschengruppen als Sündenböcke darzustellen. Besonders schlimm war dies im Antisemitismus bei der Identifizierung "der Juden" mit "dem Finanzkapital", dem angeblich "raffenden Kapital" im Gegensatz zum angeblich "schaffenden Kapital". Aufgrund des Verbots für Juden, bestimmte Handwerke auszuüben, wurden zwar einige ins Finanzsystem gedrängt. Das war aber immer eine Minderheit. Aber dieser Zwang wurde dann durch den Antisemitismus in eine innere Eigenschaft umgelogen. Dies diente als Rechtfertigung für die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Wer also "gutes" vom "schlechten", "schaffendes" vom "raffenden" Kapital trennt, ist anfälliger für Antisemitismus.

Weil der Kapitalismus am Profit und, eng damit verbunden, an der Kapitalvermehrung und nicht an der Bedürfnisbefriedigung orientiert ist, ist er für sehr viele Menschen sehr schädlich. Damit diese sich aber nicht aktiv für ein nichtkapitalistisches System einsetzen, wird im Kapitalismus versucht, alle besseren Möglichkeiten zu verleumden. Dazu gehört der Antikommunismus. Wie schon im Kommunistischen Manifest (1848) nachzulesen ist, entstand der Antikommunismus schon vor kommunistischen Massenbewegungen. Selbst wenn alle KommunistInnen fehlerfrei wären, gäbe es den Antikommunismus.

Das wirkt sich auch auf die systemtragenden Mainstreammedien aus. Nicht nur, dass dort häufig antikommunistische Hetze verbreitet wird. Auch der Kapitalismus wird im Regelfall nicht aus kommunistischer Sicht kritisiert. Meist geht es nur darum, den Kapitalismus prinzipiell zu erhalten, aber ihn sozial gerechter zu gestalten und die schlimmsten Folgen zu kritisieren. Oder Folgen des Kapitalismus werden skandalisiert, um sie als Fehler von Einzelpersonen bzw. Institutionen darzustellen und nicht als Folgen des Kapitalismus. Das ist eindeutig eine verkürzte Kapitalismuskritik. Somit wird häufig darüber aufgeklärt, was schief läuft, aber die zugrundeliegenden Ursachen werden nicht benannt. Deshalb können Detailprobleme gelöst werden, ohne eine grundsätzliche Verbesserung zu erreichen.

Umstritten sind aber:
  • Sind die Kapitalisten für den Kapitalismus verantwortlich oder ist der Kapitalismus ein gesellschaftliches System, von dem zwar einige mehr profitieren und mehr zu sagen haben ("Offiziere des Kapitals"), diese aber auch nur den Systemzwängen unterworfen sind? Geht es also gegen die oberen "1 %" oder gegen das System?
  • Ist also die Kritik an den Konzernen bei gleichzeitiger Förderung des Mittelstandes auch verwerflich? Geht es also um ein ganz anderes Wirtschaftssystem, das auf Bedürfnisbefriedigung und nicht auf Kauf und Verkauf beruht? Was ist mit den Betrieben, die aufgrund ihrer geringen Markmacht gar kein Gewinn machen können, sondern ständig um ihr Überleben kämpfen müssen?
  • Ist eine Kritik an dem Finanzsystem bzw. den Banken ohne ausdrückliche Kritik am Gesamtkapitalismus immer strukturell antisemitisch? Z.B. Antideutsche führen den Antisemitismus auf eine Kritik am Kapitalismus bzw. an der modernen Gesellschaft zurück. So ist es für sie leicht möglich, jede Kapitalismuskritik als antisemitisch zu verleumden. Dies dient, unabhängig von ihren Zielen, zur Stabilisierung des Kapitalismus. Geschickterweise tun sie so, als wenn Kapitalismuskritik zwar zulässig wäre, verkürzte Kapitalismuskritik aber nicht. Gleichzeitig behaupten sie aber, alle Kapitalismuskritik, außer ihren eigenen Vorstellungen wäre verkürzt und damit antisemitisch. Deshalb fallen Linke, die ebenfalls gegen verkürzte Kapitalismuskritik sind, teilweise auf ihre Behauptungen herein. Deshalb müsste geklärt werden, was berechtigte Kapitalismuskritik, was verkürzte Kapitalismuskritik und was gegen "die" Jüdinnen und Juden gerichtet, also antisemitisch ist.
  • Dürfen offensichtliche Probleme aufgegriffen und kritisiert werden oder ist dies nur zulässig, wenn gleichzeitig der Kapitalismus als Gesamtsystem kritisiert wird? Muss das Warensystem insgesamt oder nur die kapitalistische Ausbeutung überwunden werden? Ist der Kapitalismus das erste Ausbeutungssystem (nach Sklavenhaltergesellschaft und Feudalismus), das nicht auf persönliche Abhängigkeiten, sondern auf einem anonymen System beruht? Ist also die Überwindung der vielfältigen feudalistischen Abhängigkeiten durch den Kapitalismus nicht nur eine Ersetzung durch den einfachen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, sondern durch ein darüber stehendes System?
    Viele Leute sind so sehr das kapitalistische System gewöhnt, dass sie sich kein anderes vorstellen können. Eine Überwindung des Warensystems (zur Definition und Erläuterung siehe Preise und Lohnarbeit) schreckt viele ab. Deshalb sind sie für solche Argumentation häufig nicht zugänglich. Eine Kritik an den Kapitalisten als Klasse ist da erfolgreicher. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass nur Auswüchse oder Personen(gruppen), aber nicht das System insgesamt kritisiert wird. Das ist verkürzte Kapitalismuskritik. Diese kann sehr gefährlich werden. Einerseits können so Personen als Sündenböcke dargestellt werden, andererseits dient das eher zur Stabilisierung des Kapitalismus als zu seiner Überwindung. Deshalb sollten Linke sich genau überlegen, was sie kritisieren und welche Veränderungsvorschläge sie machen, um einerseits möglichst viele Leute zu erreichen, andererseits aber nicht in die falsche Richtung zu argumentieren. Dieses Problem trat schon bei Karl Marx auf ("Der doppelte Marx"). Einerseits analysierte und kritisierte er den Kapitalismus / die Warengesellschaft als System. Andererseits sah er innerhalb des Kapitalismus den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Besitzbürgertum und Proletariat. Er unterstützte den Kampf des Proletariats gegen das Besitzbürgertum. Deshalb können sich sowohl diejenigen auf ihn berufen, die das Warensystem insgesamt und damit auch Kapital, Erwerbsarbeit, Geld usw. abschaffen wollen, als auch diejenigen, die sich für den Sieg des Proletariats über das Besitzbürgertum und damit die Befreiung der Erwerbsarbeit von kapitalistischer Ausbeutung einsetzen. Die zumindest teilweise unberechtigten gegenseitigen Vorwürfe zwischen diesen beiden Gruppen werden hier weggelassen.
  • Lassen sich schon im kapitalistischen System alternative Wirtschaftskreisläufe (Keimzellen eines Nicht-Warensystems) aufbauen oder müssen wir auf den Sturz des kapitalistischen Systems warten?
    Langfristig zerstört der Kapitalismus die Umwelt und damit die Menschheit. Insofern kann er nicht langfristig funktionieren. Bis zum Untergang kann er aber immer wieder neue Möglichkeiten zu seinem Erhalt nutzen. Damit der Kapitalismus wenigstens in der Zwischenzeit funktioniert, müssen die Menschen möglichst viel kaufen (Wachstumszwang). Dies ist ein wesentlicher Grund, dass Menschen ihre Lebensziele auf den Konsum ausrichten und nicht fragen, ob sie das wirklich brauchen. Somit führt das zu einer Verblödung der Gesellschaft ("Konsumidioten"). Daneben gibt es natürlich auch andere Gründe, um Produkte zu nutzen und zu verbrauchen, z.B. um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen oder sie zu verschenken. Im Kapitalismus führt dies ebenfalls zum Konsum. Das ist aber ein anderes Thema.

Uwe
Haftungs Ausschluss

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