SearchWiki:

Infos und Hinweise

(Aktive) AGs von attac-Dresden

Die Nachbarn
siehe auch https://www.attac.de/was-ist-attac/strukturen/attac-netzwerk/regionalgruppen: * Attac an der TU Dresden - attac Campusgruppe der TU Dresden * attac Polen (in der Landessprache) ... die anderen haben leider keine Webseiten.

weitere Links, die keine Beziehung zu attac haben
Wir haben keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten. * AFS (American Field Service) Komitee Dresden - internationales Jugendaustauschprogramm * Kandidatenwatch - löcher' Deinen Wahlkreiskandidaten! * Wahl-o-mat der BZpB

(Auswahlleiste bearbeiten)

Recent Changes Printable View Page History Edit Page

Das gute Leben

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Einführung

Nicht vorgetragen
Zuerst der erste Abschnitt von " A Fuzzy Tale - Die kleinen Leute von Borka" (Nacherzählt von Mark Euler und Jan Freese - http://webdoc.sub.gwdg.de/diss/2007/freese/freese.pdf, S.149 - 151 (dort als Quelle: Veröffentlicht als Euler, M. und Freese, J. (1996): A Fuzzy Tale - Die kleinen Leute von Borka. Homo oeconomicus (Adecco, München) XII (2), 1996, S.277-280. Frei nach der Kettenbriefgeschichte "Die kleinen Leute von Swabedoo" (Verfasser unbekannt, veröffentlicht im Verlag Partisch & Röhling).))
Es gab irgendwann einmal ein Volk von kleinen glücklichen Leuten. Sie nannten sich die Bork und lebten in einem fernen Land, das von ihnen auf den Namen Borka getauft worden war. Dort war das Leben sehr angenehm, man lebte in kleinen Dörfern, umgeben von saftigen Weiden, unberührten Wäldern und sanften Hügeln. Überall war das Rauschen des kleinen, sauberen Quellflusses zu hören, der durch das Land floss und die Dörfer verband. Die Borks waren glückliche Wesen, die gerne feierten, hilfsbereit und mit sich und der Welt zufrieden waren. Am meisten aber liebten sie es, sich einander kleine, warme und weiche Pelzchen zu schenken. Immer wenn sich zwei Borks begegneten, tauschten sie die neuesten Geschichten aus und überreichten sich zum Abschied weiche warme Pelzchen. Dies bedeutete: "Ich mag dich! ", und darum war es das Schönste, kleine Pelzchen geschenkt zu bekommen oder selber zu verschenken. Es war ein wundervolles Gefühl, über das warme flauschige Pelzchen zu streichen. Man konnte förmlich spüren, was der andere damit sagen wollte. Man fühlte sich anerkannt und geliebt und wollte dem anderen auch sofort etwas Gutes tun.

Das beschreibt schon sehr gut, was das gute Leben ist. Ich möchte gern näher ausführen, was ich darunter verstehe und wie dies mit einigen anderen Vorstellungen damit zusammenhängt. Aber in der gegenwärtigen Gesellschaft ist ein gutes Leben nur schwer möglich. Deshalb möchte ich erwähnen, was getan werden muss, um ein gutes Leben massenhaft zu ermöglichen und wie schon gegenwärtig entsprechende Ansätze verwirklicht werden können. Natürlich kann all dies in diesem Rahmen nicht ausführlich beschrieben werden. Es können nur einige Hinweise gegeben werden. Ich hoffe, so weiterführende Überlegungen und Diskussionen zu ermöglichen.

Vorgetragen
Was ist für mich gutes Leben?
Unter einem guten Leben verstehe ich ein harmonisches Zusammenleben mit sich selbst, den Mitmenschen und der Natur. Das entspricht dem Konzept des Buen Vivir. Dieses Konzept stammt aus Lateinamerika. In ihm wird nicht von einer ständigen Weiterentwicklung, sondern von einem ständigen Kreislauf ausgegangen. Denn wenn das harmonische Leben erreicht ist, gibt es zwar weiterhin Veränderungen, aber warum sollte es dann eine Weiterentwicklung geben?
Das harmonische Zusammenleben kann auch als ein gleichermaßen selbstbestimmtes Leben für alle weltweit, einschließlich für zukünftige Generationen und eine entsprechende Umwelt verstanden werden. Keine Person darf und braucht auf Kosten anderer Personen leben. Unabhängig davon, ob der Natur eigene Rechte zugestanden werden: Allein das Recht zukünftiger Generationen auf ein gleichermaßen selbstbestimmtes Leben verpflichtet, die Natur in keinem schlechteren Zustand zu hinterlassen als bisher. Das ist aber kein Zwang. Wollen wir nicht alle ein gutes Leben führen? Können wir dies nicht nur erreichen, wenn wir uns auch dafür einsetzen, dass auch andere Menschen dies führen können? Andernfalls müssten wir ständig andere Menschen bekämpfen. Wäre dies ein gutes Leben?
Zu diesem harmonischen Zusammenleben gehört auch, dass alle Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können.
  1. Zu diesem gehören die materiellen Grundbedürfnisse, wie atmen, "essen, trinken, wohnen und sich kleiden" (Friedrich Engels: "Karl Marx" und "Das Begräbnis von Karl Marx"), also Wind-, Niederschlags-, Hitze- und Kälteschutz, schlafen, Ruhe und Bewegung usw.
  2. Dazu gehört auch das Bedürfnis nach Angenommensein, Geborgenheit, Akzeptanz, Liebe, Zuneigung, Aufgefangen- und Gehaltenwerden, gegenseitiger Unterstützung.
  3. Es gibt ein Bedürfnis nach einem Gleichgewicht zwischen als sinnvoll empfundener und freudebereitender Tätigkeit und Entspannung / Muße. Dazu gehören die Bedürfnisse nach kultureller Betätigung, geistiger Entwicklung usw.
  4. Menschen möchten zumindest ihr Umfeld, in dem sie leben, gleichberechtigt mitgestalten können.
  5. Und schließlich: Wollen wir nicht, dass diese Bedürfnisse nicht nur gegenwärtig erfüllt werden, sondern auch die Sicherheit, dass sie auch zukünftig erfüllt sind? Dazu gehören z.B. die soziale Sicherheit, Sicherung der Lebensgrundlagen und Schutz vor Krankheit und Schmerz.
Weitere Bedürfnisse lassen sich daraus ableiten. So erfordert das Miteinander mit anderen Menschen Kommunikationsmöglichkeiten. Wenn nicht alles an einem Ort ist, ist der notwendige Transport und Verkehr zu sichern usw.
Was ich aber nicht als Bedürfnis ansehe, ist das Streben nach Eigentum, nach immer mehr haben wollen. Ich erlebe bei mir und anderen Personen, wenn wir genug haben und sicher sind, dass dies auch zukünftig so ist, brauchen wir nicht mehr.
Und das ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Bereits Jesus wies darauf hin, dass wir nach der Durchsetzung von Gerechtigkeit streben sollten. Dann hätten wir immer genug (z.B. Mt. 6,31-33; Lk. 12,29-31). Dies wird aber durch das Streben nach Eigentum verhindert: "Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld." (Mt. 6,24; Lk. 16, 13)
Aber im gegenwärtigen Wirtschafts- und dem dadurch bestimmten politischen System passiert das Gegenteil: Die Bedürfnisse sollen nur befriedigt werden, wenn eine Gegenleistung erbracht wird, d.h., "wenn Du es bezahlen kannst". Das soll die Menschen zwingen, danach zu streben, es immer bezahlen zu können, sich also der Verwertungslogik zu unterwerfen. Das führt häufig zu einem schlechten Leben. So werden Menschen anfällig für falsche Glücksversprechen: "Wenn Du glücklich werden willst, musst Du das und das kaufen oder einer anderen Sucht nachgehen." Um somit ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, muss das gegenwärtige Wirtschaftssystem durch ein soziales und solidarisches und das gegenwärtige politische System durch ein demokratisches System ersetzt werden. Aber wir können im kleinen Bereich schon gegenwärtig versuchen, uns der herrschenden Logik zu entziehen und ein gutes Leben zu führen. So können wir schon jetzt die entsprechenden Verhaltensweisen einüben. In genügend großen Gruppen können wir auch eine teilweise Unabhängigkeit vom herrschenden System erreichen. Außerdem können wir so Beispiele schaffen, wie es anders geht. Diese sind dann verallgemeinerbar. Aber wir müssen uns auch dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen umgestaltet werden. Sonst machen sie diese guten Ansätze immer wieder kaputt.

Nicht vorgetragen
Wenn das alles stimmt, ergibt sich eine enge Verbindung von einem guten Leben in sozialer Sicherheit, ökologischem Verhalten und gleichberechtigten Entscheidungsmöglichkeiten aller. Ohne soziale Sicherheit werden Menschen zu umweltschädlichen Verhaltensweisen gezwungen, teils um ihre Lebensgrundlagen zu sichern, teils weil sie immer mehr haben wollen. Wer sich ständig um die Sicherung der eigenen Lebensgrundlagen kümmern muss, kann nicht gleichberechtigt mitentscheiden. Ohne ökologisches Verhalten werden die Existenzgrundlagen zerstört und die Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt. Und wenn nicht alle gleichberechtigt entscheiden können, setzen sich Machtinteressen auf Kosten der anderen Menschen und der Umwelt durch. Warum sollten Menschen sich nach Regeln richten, an denen sie nicht gleichberechtigt beteiligt wurden? Dann kommt schnell das Argument, dass mehr Polizei und Überwachung benötigt wird, um diese Regeln durchzusetzen. Und dann wirkt entsprechend den Machtverhältnissen das Hase-und-Igel-Prinzip. Die Mächtigen finden immer eine Möglichkeit, dass für sie weniger Regeln gelten als für die anderen.

Diskussion

Beinhaltet das Konzept des Buen Vivir nur die Idee eines harmonischen Zusammenlebens mit sich, den Mitmenschen und der Umwelt oder gehört mehr dazu? Inwiefern lässt es sich für uns nutzen?
  • Das Konzept des Buen Vivir ist ein indigenes Konzept aus der Andenregion. Dazu gehören auch eine entsprechende religiöse Grundlage ("Mutter Erde") und dementsprechend eine spirituelle Komponente. Deshalb ist es nicht unmittelbar auf unsere Verhältnisse übertragbar. Aber es lassen sich viele Anregungen für uns daraus gewinnen.
Verhältnis ewiger Kreislauf - Fortschritt / Wachstum
  • In der Natur gibt es einen dauernden Kreislauf von Werden und Vergehen in ständiger Wechselwirkung. Es gibt somit kein unbegrenztes Wachstum.
  • Daneben gibt es in längeren Zeiträumen auch eine Evolution. Das führt zu ständigen Änderungen. Diese Evolution geht aber nicht ständig in eine Richtung. Vergrößerung der Vielfalt, Zunahme des Lebens wechseln sich mit Phasen der Zerstörung ab. Es gibt somit in der Natur auch keinen ständigen Fortschritt.
  • Aber Kreislauf bedeutet nicht immer wieder das Gleiche. Es ist durchaus möglich, dass jeweils für die jeweilige Situation das Geeignetste gewählt wird. Insofern ist eine Veränderung möglich, aber nicht ein ständiges Wachstum oder ein ständiger Fortschritt.
  • Im Konzept des Buen Vivir und in ähnlichen Konzepten wird von einem harmonischen Zusammenleben ausgegangen. Von diesem Zustand sind wir aber bei uns weit entfernt. Somit muss es einen Fortschritt in Richtung des harmonischen Zusammenlebens geben. Das schließt aber auch die Beseitigung von schädlichen Prinzipien und Mechanismen, z.B. des Wachstumszwangs, mit ein.
  • Umstritten ist die Bewertung des technischen Fortschritts. Wenn es das harmonische Zusammenleben fördert, also insbesondere nicht übermäßig viele Rohstoffe verbraucht werden, die Luft oder das Wasser verunreinigt oder schädlicher Müll erzeugt wird, kann technischer Fortschritt durchaus möglich sein. Aber ein harmonisches glückliches Leben ist auch ohne technischen Fortschritt möglich.
  • So ist z.B. ein Wechsel zu dezentraler regenerativer Energieerzeugung, ökologisch verträglicher nichtindustrieller Landwirtschaft (z.B. solidarische Landwirtschaft als Beispiel für Gemeingüterökonomie, kleinbäuerliche Landwirtschaft, Landwirtschaftskommunen) usw. notwendig. In diesen Bereichen kann es durchaus momentan Wachstum geben. Dagegen müssen andere Bereiche, z.B. fossile Energieerzeugung und industrielle Landwirtschaft schrumpfen. Und wenn der Wechsel abgeschlossen ist, dürfen auch die bis dahin wachsenden Bereiche nicht weiter wachsen. Somit darf es kein ständiges Wachstum geben.
  • Fehlendes Wachstum im Kapitalismus bedeutet Krise. Somit muss das kapitalistische System überwunden werden.
Bewertung des Marktes
  • Es gibt unterschiedliche Vorstellungen, wann von einem Markt gesprochen werden kann. Manche sehen bereits dann einen Markt, wenn Selbst Organisation gegeben ist. Das gilt aber auch für die Gemeingüterökonomie. Dort gibt es eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen, keinen Tausch.
  • Der Markt im gegenwärtigen Sinne, der Austausch von Waren mit Tauschwertausgleich (siehe Gedanken zum Thema Geld), ist eine relativ neue Einrichtung. Wie vielfältige Überlieferungen aus verschiedenen Weltgegenden zeigen, erfolgte ursprünglich die Versorgung mit Gegenständen, die benötigt, aber nicht selbst hergestellt werden konnten, durch Schenken. Menschen waren verpflichtet, andere Menschen zu unterstützen. Insbesondere sollten sie die anderen mit demjenigen versorgen, das die anderen brauchten, aber nicht selbst hatten, wenn sie selbst genug davon hatten. Das galt zuerst innerhalb der Gruppe, aber auch über die Gruppe hinaus. Umgekehrt hatten sie damit die Sicherung, dass sie selbst die notwendigen Dinge bekamen, wenn sie sie brauchten. Ein Tauschwertausgleich erfolgte dabei nicht. Leistungsfähigere gaben mehr, Leistungsschwächere (z.B. Kranke, Behinderte) erhielten mehr. Dieses Prinzip lässt sich auch heute nutzen.
  • Die {{Gemeinwohlökonomie}} versucht, die Bedürfnisbefriedigung mit dem geldgesteuerten Markt verbinden. Allerdings ist sie genauso den Marktmechanismen unterworfen. Insbesondere unterliegt sie auch dem Konkurrenzdruck. Somit kann es bestenfalls eine Übergangslösung sein. Außerdem besteht durch die {{Gemeinwohlökonomie}} die Gefahr, dass die falsche Vorstellung entsteht, dass der geldgesteuerte Markt nicht überwunden werden muss.
  • Umstritten ist, ob sich Menschengruppen innerhalb eines nicht am Einkommen, sondern an der Bedürfnisbefriedigung orientierten Systems entscheiden können, ihre Austauschbeziehungen über Marktbeziehungen zu regeln. Die Gefahren, wie z.B. Gewinnorientierung, Ressourcenaneignung, Leben auf Kosten anderer sind bekannt. Unklar ist, ob diese Gefahren vermieden werden können, wenn der Markt nicht dominiert und die beteiligten Menschen jederzeit auch zu anderen Wirtschaftsbeziehungen wechseln können.
  • Viele gute Ansätze (z.B. Kibbuzbewegung) sind daran zugrundegegangen, dass sie zwar intern solidarisch handelten, aber nach außen den Marktmechanismen unterworfen waren. Und wenn sie nicht ihre Prinzipien aufgeben, führt das häufig dazu, dass es ihnen wirtschaftlich relativ schlecht geht (z.B. Argentinien).
Eine solidarische, an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Wirtschaft ist somit notwendig. Ist sie aber auch möglich?
  • Es gibt schon viele entsprechende Ansätze. Diese sind teilweise schon über viele Jahre erfolgreich. Auch frühere Zustände und Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass diese Ansätze möglich sind.
  • Aber neben der Bedrohung durch Marktmechanismen besteht auch eine Bedrohung darin, dass die Menschen die Marktmechanismen gewohnt sind und deshalb auch entsprechend handeln. Dies kann alternative Wirtschaftsgemeinschaften von innen zerstören. Aber Menschen können auch in ihnen lernen, nicht in Marktmechanismen zu denken, sondern sich gegenseitig zu unterstützen. Deshalb ist es notwendig, in vielen kleinen Projekten dies einzuüben.
  • Damit diese Projekte nicht gleich wieder zerstört werden, sollten sie nicht einfach nebeneinander bestehen, sondern sich in alternativen Wirtschaftskreisläufen miteinander vernetzen. So sind sie nicht mehr auf den Markt angewiesen und können deshalb nicht durch die Marktmechanismen zerstört werden.
  • Damit dies erfolgreich sein kann, müssen auch die politischen Rahmenbedingungen geändert werden. Umgekehrt können aber diese vernetzten Projekte die Veränderung der politischen Rahmenbedingungen befördern. Das geht aber nur in ständiger Auseinandersetzung mit den Vertretern des bisherigen Systems, den wirtschaftlich Mächtigen und den in ihrem Interesse Handelnden. Es geht somit nicht ohne Auseinandersetzung.
Zum Schluss wurden noch Zweifel geäußert, ob solche Diskussionen hilfreich sind und ob sie etwas bringen. Dies wurde aber nicht ausdiskutiert.

Uwe
Haftungs Ausschluss

zurück zur Startseite der AG Visionen

<< Umgestaltung der Wirtschaft | Inhaltsverzeichnis | Zapatistas >>
Edit Page - Page History - Printable View - Recent Changes - WikiHelp - SearchWiki
Page last modified on November 20, 2014, at 07:37 PM