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5.2.2 Menschenbilder

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
  • Die Frage nach dem Menschen ist schon sehr alt und umstritten.
    • Bereits in der Antike gab es einen philosophischen Streit um die Definition des Menschen.
    • Ein späterer Philosoph bezeichnet die Frage "Was ist der Mensch?" als eine der vier Grundfragen der Philosophie (neben z.B. "Was können wir wissen?")
    • Auch in der Psychologie ist das Menschenbild umstritten.
  • Kants kategorischer Imperativ lautet: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde."
  • Schiller unterschied in seiner Ethik:
    • Die Temperamentstugend: Eine Person handelt zufälligerweise gut, ohne bewusst nach ethischen Grundsätzen zu handeln.
    • Der Erhabene Charakter: Die Person überwindet sich, gut zu handeln.
    • Die Schöne Seele: Eine Person handelt bewusst gut, ohne sich dazu anstrengen zu müssen.
  • Das vorherrschende Menschenbild war in Europa einem Wandel unterworfen.
    • Jesus ging davon aus, dass sich die Menschen zwischen Egoismus und Mitmenschlichkeit (Nächstenliebe) entscheiden und deshalb seinen Aufrufen zur Nächstenliebe (z.B. Bergpredigt) Folge leisten können.
      • Verschiedene Personen, z.B. Eugen Drewermann, interpretieren dies so, dass der Mensch sich mitmenschlich verhält, wenn er selbst geliebt wird. Jesus lehrte den liebenden Gott. Deshalb können sich die Menschen auch gegenseitig lieben. Dies verstärkt wiederum das Gefühl, geliebt zu werden.
    • Paulus lehrte, dass der Mensch ein Sünder wäre und nur durch die Gnade Gottes gerecht würde.
    • Dies war über viele Jahrhunderte auch die offizielle Kirchenlehre.
      • Umstritten dabei war aber, inwiefern von vornherein festgelegt ist, wer sündig bleibt und wer gerechtfertigt wird oder ob der Mensch dies durch eigenen Entscheid oder eigene Taten bestimmen kann.
    • Die Aufklärung vertrat im Gegenteil die Auffassung, dass der Mensch prinzipiell gut sei und nur die schlechten Verhältnisse und den dadurch erzeugten Zustand der Unmündigkeit den Menschen schlecht machen würden.
      • Speziell Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) lehrte, dass der Mensch im Naturzustand gut sei und nur die Zivilisation ihn böse mache.
      • Auch bestimmte marxistische Richtungen sagen aus, dass der Mensch gut sei und nur durch die schlechten gesellschaftlichen Verhältnisse böse werde.
    • Ende des 19.Jahrhunderts / Anfang des 20.Jahrhunderts setzte sich auch im Zusammenhang mit der Entdeckung des Unbewussten wieder eine pessimistischere Auffassung durch.
    • Heute ist die Auffassung weit verbreitet, dass der Mensch sowohl zum Guten als auch zum Bösen, auch jeweils im extremen Maße, fähig ist.
    • Den Streit, ob der Mensch gut sei und nur durch die Verhältnisse schlecht werde oder ob der Mensch schlecht sei, bei entsprechenden Verhältnissen aber zum Guten fähig sei, halte ich für müßig. Praktisch läuft das auf das Gleiche hinaus. Davon abgesehen, gehört die letztere Variante zwar zur christlichen Tradition, wurde aber nicht von Jesus, sondern von Paulus gelehrt. Somit gibt es diesbezüglich keine grundsätzlichen Differenzen zwischen Christentum, Aufklärung und den verschiedenen marxistischen Richtungen.
  • Auch in asiatischen Religionen gibt es unterschiedliche Aussagen zum Verhalten des Menschen.
    • Der Hinduismus lehrt, dass das Wohlergehen im gegenwärtigen Leben vom Verhalten im früheren Leben bestimmt wird. Ungerechtigkeiten, einschließlich Herrschaftsverhältnisse, sind damit hinzunehmen. Lediglich durch entsprechendes Verhalten kann die eigene Situation in einem zukünftigen Leben verbessert werden.
    • Der Buddhismus entwickelte sich in Auseinandersetzung mit dem Hinduismus. Dort war das Ziel, allen Anderen liebevoll zu begegnen, aber nichts festhalten zu wollen.
    • Dies steht in der Nähe zum Taoismus. Dort geht es um ein harmonisches Leben, um ein Gleichgewicht der Gegensätze, um stetige Veränderungen und die Überwindung von Starrheit.
    • Der Konfuzianismus dagegen lehrt, dass jeder Mensch an einen bestimmten Platz gestellt ist, den er ausfüllen soll. Eine Überwindung dieses Systems wird abgelehnt.
  • Zwischen den verschiedenen religiösen Überzeugungen ist nicht nur umstritten, ob der Mensch gut sei, sondern auch, inwiefern der Mensch zum Gutsein angehalten werden sollte.
    • Es gibt Auffassungen, dass der Mensch so ist, wie er ist und deshalb in Ruhe mit Moralappellen gelassen werden sollte.
    • In anderen Glaubensrichtungen ist der Aufruf, den moralischen Geboten zu folgen, dagegen sehr wichtig.
    • Wieder andere Richtungen bieten ihre moralischen Vorstellungen an und sind der Überzeugung, dass sie auch für andere Menschen gut und annehmbar sind. Sie akzeptieren aber auch, wenn diese Vorstellungen abgelehnt werden.
    • Was davon für die Menschen am besten und was eine unnötige Belastung ist, ist umstritten.
  • Eng verwandt damit ist die Frage, was getan werden muss, damit die Menschen gut werden.
    • Es gibt in verschiedenen Richtungen die Meinung, dass deren Vertreter wissen, was gut sei. Die Menschen müssten, wenn sie nicht von selbst nach diesen Zielen streben, durch leichte Ermahnungen, wenn das nicht hilft, durch stärkeren Druck und, wenn auch das erfolglos ist, bis hin zum Tod vom "verkehrten" Weg abgebracht werden.
    • Eine spezielle Form davon besagt, dass der Mensch nur durch ständige Appelle und ähnliche Druckmaßnahmen / Herrschaftsmethoden gut werden kann.
    • Eine moderne Abart will den guten Menschen züchten.
    • Wie bereits ausgeführt, existiert aber auch die Gegenmeinung, nach der nicht am einzelnen Menschen, sondern zuerst an der Gesellschaft angesetzt werden muss, damit die Menschen gut werden.
  • Es gibt verschiedene Einflussfaktoren für das Verhalten der Menschen:
    • Die gesellschaftlichen / politischen Verhältnisse üben einen sehr starken Anpassungsdruck aus.
    • Da der Mensch ein soziales Wesen ist, hat auch der soziale Nahbereich einen größeren Einfluss.
    • Dazu gehören auch die frühkindlichen Erfahrungen.
    • Jeder Mensch ist aber auch ein eigenes Wesen mit gewissen biologischen Vorprägungen. Deshalb können sich auch Menschen, die unter gleichen Bedingungen leben, unterschiedlich verhalten.
  • Albert Einstein schrieb 1949 in Warum Sozialismus (das Original):
    "Der Mensch ist gleichzeitig ein Einzel- und ein Sozialwesen. Als ein Einzelwesen versucht er, seine eigene Existenz und die derjenigen Menschen zu schützen, die ihm am nächsten sind sowie seine Bedürfnisse zu befriedigen und seine angeborenen Fähigkeiten zu entwickeln. Als ein Sozialwesen versucht er, die Anerkennung und Zuneigung seiner Mitmenschen zu gewinnen, ihre Leidenschaften zu teilen, sie in Sorgen zu trösten und ihre Lebensumstände zu verbessern. Allein die Existenz dieser vielseitigen, häufig widerstreitenden Bestrebungen macht den speziellen Charakter des Menschen aus, und die jeweilige Kombination bestimmt, inwieweit ein Individuum sein inneres Gleichgewicht erreichen und damit etwas zum Wohl der Gesellschaft beitragen kann."
  • Die Menschen mit ihren Verhaltensweisen sind aus der Evolution entstanden. Die Bewertung, was davon gut oder schlecht ist, ist dagegen relativ neu. Meist haben diese Kriterien nichts mit denen zu tun, nach denen die Evolution funktionierte. Gut und schlecht sind also künstliche Kriterien für einen völlig anderen Vorgang.
    • In der Evolution ging es zuerst um das eigene Überleben. Bereits vor vielen Millionen Jahren stellte sich jedoch heraus, dass Kooperation eine sinnvollere Strategie als Egoismus ist.
    • Deshalb leben sowohl unsere nächsten tierischen Verwandten (Bonobos, Schimpansen und Gorillas) wie auch die Menschen in urgesellschaftlichen Verhältnissen in sich gegenseitig unterstützenden Gruppen.
    • Selbst Personen, die nach außen völlig egoistisch handeln, kooperieren zu ihrem eigenen Vorteil miteinander (z.B. Verknüpfung der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft).
    • Einigkeit bestand bei uns, dass Versuche, den bedingungslosen Konkurrenzkampf, Egoismus und soziale Ungleichheiten biologisch zu begründen (Sozialdarwinismus, sehr stark bei den Nazis ausgeprägt) lediglich eine Rückprojektion der eigenen Anschauungen ist.
    • Ist aber die oben genannte biologische Begründung für Kooperation und Solidarität ebenfalls nur eine Rückprojektion oder gut wissenschaftlich begründet?
    • Richtig daran ist, dass Analogieschlüsse sehr vorsichtig zu behandeln sind. So können nicht Aussagen von einer Gruppe sich gegenseitig kennender Individuen auf eine Nation übertragen werden. Außerdem ist genau zu untersuchen, was Herrschaft und was Arbeitsteilung ist.
    • Eine Begründung für die Solidarität aller Menschen auf der Erde untereinander lässt sich aus der Evolution sicher nicht gewinnen.
    • Richtig ist aber auch, dass gewisse Grundprinzipien sich immer wieder finden lassen, z.B. die lokale gegenseitige Unterstützung, um besser mit den Umweltbedingungen zurecht kommen zu können.
  • Was gut und was schlecht ist, hängt außerdem von der jeweiligen Betrachtungsweise ab.
  • Häufig sagt diese Bewertung auch mehr über den Betrachtenden, als über den Betrachteten.
  • Außerdem ist gut und schlecht auch eine Frage des Maßes. Eine als gut bewertete Verhaltensweise kann bei Übertreibung als schlecht bewertet werden.
  • Zum Gutmenschentum:
    • Dies ist ein Kampfwort, das völlig unterschiedliche Sachverhalte beschreibt. Einerseits wird es von Leuten verwendet, die eine schlechte Gesellschaft damit rechtfertigen wollen, dass der Mensch böse sei. Hier geht es also nur um die Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen, also von Ungerechtigkeit.
    • Von den so angegriffenen Personen wird teilweise der Vorwurf damit zurückgewiesen, ob die Angreifenden etwa schlechte Menschen haben wollen.
    • Andererseits beschreibt Gutmenschentum auch eine Einstellung, die die Menschen durch moralische Appelle bessern will, ohne die ungerechten Verhältnisse zu kritisieren.
  • Zur Gleichmacherei:
    Dies ist ebenfalls ein Kampfwort. Einerseits enthält es das Wort "gleich", meint aber nicht Gleichheit, sondern Uniformität. Deutsch lässt sich das mit Eingestaltigkeit oder der negativen Bedeutung von Einfalt (nicht selbst denken, sondern die Vorgaben von oben bedingungslos erfüllen) ausdrücken. (Die positive Bedeutung von Einfalt ist das Gegenteil von Hochmut, meint also die Betrachtung anderer Menschen als gleichwertig.) Es geht hierbei um die Ablehnung von Gleichheit und Gerechtigkeit unter Nutzung der Ablehnung von Uniformität. Dabei ist der neoliberale homo oeconomicus, der nur auf Nutzenmaximierung aus ist, viel uniformer, als die in der DDR propagierte allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit, von der von uns vertretenen Person, die alle notwendigen Ressourcen nutzen kann, ganz zu schweigen.
  • Es ist umstritten, ob die normalen Menschen klug genug sind, ihr eigenes Leben einzeln oder gemeinsam selbst in die Hand zu nehmen oder ob sie ausgewählte Personen brauchen, die bestimmen.
    • So gibt es die Meinung, das Volk sei dumm und bräuchte deshalb eine Regierung.
    • Heiner Müller hat (mit konkreten Zahlen) gesagt, dass eine größere Anzahl Deutscher dümmer als eine kleinere Anzahl sei.
    • In der Schweiz ist die Meinung verbreitet, dass unabhängig davon, ob die Bevölkerung die richtigen Entscheidungen trifft, die Bevölkerung das Recht hat, über die eigenen Angelegenheiten zu entscheiden.
    • In einem Wahlomat stand als Erklärung zur Frage: "Soll es auf Bundesebene Volksentscheide geben?" sinngemäß:
      • Das Volk ist dumm, Politiker sind bestechlich. Politiker kommen aus dem Volk, sind also ebenfalls dumm. Sollen also nur die bestechlichen Dummen oder alle Dummen entscheiden?
  • Viele Menschen haben ein Harmoniebedürfnis. Dies kann aber völlig unterschiedliche Auswirkungen haben:
    • Einerseits kann dies bewirken, dass Menschen versuchen, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, um harmonisch leben zu können.
    • Andererseits können auch vorhandene Ungerechtigkeiten hingenommen werden, um nicht zusätzlichen Ärger zu bekommen.

Uwe

Ergänzungen vom 16.6.2006

  • Aus den bisher Beschriebenen ergibt sich, dass es verschiedene Gründe für Menschen gibt, miteinander zu kooperieren. Deshalb ist es durchaus wahrscheinlich, dass sie zusammenarbeiten, um Verbesserungen durchzusetzen. Es ist somit nicht so, dass sie dazu gezwungen werden müssen.
  • Auch ein neuer Mensch ist nicht erforderlich.
  • Im Kapitalismus stehen selbst die wirtschaftlich Mächtigen in einem ständigen Konflikt zwischen ihren Bedürfnissen und den gesellschaftlichen Anforderungen. Sie sind so sehr in ihren Aufgaben eingebunden, dass sie daneben ihren anderen Interessen nicht in ausreichendem Maße nachgehen können. Einige lassen sie ganz verkümmern (Scheuklappen). Es gibt Berichte von Menschen, die Führungspositionen verlassen haben, dass sie während ihrer Führungszeit in einer eigenen Welt lebten und die Realität nicht mehr wahrnahmen.
    • Somit ist das gegenwärtige System nicht den Menschen gemäß.
  • In verschiedenen Gebieten Lateinamerikas (z.B. Venezuela, Zapatistas) werden Menschen in großer Anzahl für gesellschaftliche Aufgaben aktiv, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.

Uwe

Haftungs Ausschluss

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