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Im Gespräch über Migration: Ursachen von und Umgang mit Migration (21.09.2018)

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Ankündigungstext

Zumindest seit Beginn der Menschheit gehört Migration dazu. Bis heute wechseln Menschen aus den verschiedensten Gründen ihren Wohnort, z.B. um ihren Lebensunterhalt zu sichern, um in eine bestimmten Umgebung zu wohnen, um überhaupt angemessenen Wohnraum zu finden, aus familiären oder anderen persönlichen Gründen oder aus politischen Gründen. Das betrifft u.a. sowohl den Umzug vom Land in die Stadt (oder umgekehrt), den von Ostdeutschland in den Westen oder den aus dem globalen Süden in die reicheren Länder. Verschiedene Interessen fördern oder hemmen dies: wirtschaftliche Interessen (Anwerbung von Fachkräften und billigen Arbeitskräften, Bekämpfung wirtschaftlich nicht Benötigter), Herrschaftsinteressen (Spalte-und-herrsche-Politik), aber auch solidarische: einerseits offene Grenzen für alle, nicht nur für wirtschaftlich Verwertbare, Ausgleich ungerechter Handelsbeziehungen und der Ausplünderung anderer Länder, andererseits Bekämpfung des Raubs von Gehirnen und sonstiger Fähigkeiten. Lasst uns darüber reden, wie eine solidarische Migrationspolitik aussehen könnte, was wir dazu beitragen können und wie wir gemeinsam gegen eine Migrationspolitik vorgehen können, die nur den Interessen der wirtschaftlich Mächtigen dient.

Uwe

Diskussion am 21.09.2018

Geschichtlicher Hintergrund:
  • Ohne Migration von Menschen würden wir immer noch alle in Afrika leben. Auch seitdem gab es viele Migrationsbewegungen. Erinnert wurden u.a. an die Einwanderung von PolInnen in das Ruhrgebiet, die Gastarbeiter aus Türkei, Italien usw. in die BRD, vietnamesische Boat people Ende der 1970er Jahre in der BRD, der Übersiedlung aus der DDR in die BRD, den Anschluss der DDR, Geflüchtete, Rumänien- und Russlanddeutsche seit 1990 in die BRD, die Auswanderung von BRD-Deutschen usw.
  • Die Bewertung war sehr unterschiedlich und hing mit politischen und wirtschaftlichen Interessenlagen zusammen.
    • Wenn es gegen sozialistische Staaten ging (z.B. Vietnam, DDR) wurde dies von den Herrschenden positiv bewertet. Aber zu viele sollten es auch nicht werden. Durch mehr Personen konnte der propagandistische Effekt nicht so sehr gesteigert werden. Dafür waren praktische Lösungen gefragt.
    • Menschen deutscher Abstammung (z.B. Rumänien- und Russlanddeutsche) bekamen problemlos die deutsche Staatsangehörigkeit, ohne ihre bisherige aufgeben zu müssen. Bei Personen aus der Türkei hat es dagegen jahrzehntelange Kämpfe gekostet, damit die möglich war. Es wird somit mit zweierlei Maß gemessen. In anderen Ländern, wie den USA, bekommen diejenigen, die im Land geboren werden, die Staatsangehörigkeit. Das verhindert aber nicht unbedingt rassistische Diskriminierung.
    • Billige Arbeitskräfte waren den KapitaleigentümerInnen willkommen. Von den abhängig Beschäftigten wurden sie teilweise als Konkurrenz empfunden, wenn sie nicht nur Arbeiten verrichteten, die Deutsche nicht machen wollten. Die Konkurrenz wird weniger in Zeiten der Vollbeschäftigung (1960er Jahre) empfunden, dafür eher in Krisenzeiten (seit Mitte der 1970er Jahre). Daraus ergab sich die unterschiedliche Anwerbe(stopp)-Politik. Außerdem wollten die KapitaleigentümerInnen nur zeitweise billige Arbeitskräfte. Dass sie blieben und ihre Familie nachholten, war nicht geplant.
Prinzipielles Problem im Kapitalismus:
  • Der Kapitalismus basiert auf Konkurrenz. Deshalb werden die Menschen gegeneinander ausgespielt (Spalte-und-herrsche-Politik). Das betrifft nicht nur den künstlichen Gegensatz zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, es geht auch gegen Erwerbslose und Hartz-IV-Betroffene. Teilweise werden die gleichen Vorurteile geschürt.
  • Im Kapitalismus haben die Menschen vielfältige Probleme, z.B. nicht genug zum Leben, Widerspruch zwischen den auch durch die Werbung vermittelten Konsumvorbildern und den realen Möglichkeiten, Zwang zur Flexibilität und Perfektion, damit verbunden gestörte Selbstwertgefühle, Überlastungen und mangelnde Anerkennung. Damit diese Probleme nicht zum Widerstand gegen den Kapitalismus führen, werden Sündenböcke geschaffen. Geflüchtete sind da häufig betroffen.
  • Das Schüren von Vorurteilen und die Schaffung von Sündenböcken sind aber nicht so zu verstehen, dass eine Zentralinstanz das vorschreibt. Die kapitalistische Systemlogik reicht dafür aus.
Lösungsmöglichkeiten:
  • Durch die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten in Wohnungen in normalen Wohngebieten werden viele Probleme verringert. Gegenseitige Vorurteile können durch Kontakte im Alltag abgebaut werden. Notlagen der Geflüchteten sind einfacher erkennbar und die natürliche Hilfsbereitschaft von Menschen kann einfacher erfolgen. Umgekehrt können auch die Stärken und Fähigkeiten der Geflüchteten besser erkannt werden. So kann eine gegenseitige Unterstützung erfolgen.
  • Auch zeigen Beispiele, dass durch solche Alltagskontakte auch prinzipiell rassistisch und nationalistisch eingestellte Menschen positive Eindrücke gewinnen können. Es kann zwar sein, dass sie ihre prinzipiellen Vorurteile beibehalten. Aber einzelnen Menschen gegenüber machen sie Ausnahmen. So kann es sein, dass sie die konsequente Abschiebung von Geflüchteten, z.B. die über Drittstaaten einreisen, fordern, aber sich gegen die Abschiebung konkret Betroffener wehren. So kann ein prinzipiell besseres Verhältnis erzeugt werden.
  • Ein Freiwilliger berichtete über seine Erfahrungen bei der Geflüchtetenbetreuung. An verschiedenen Stellen haben sich Gruppen gebildet, in denen Einheimische Geflüchtete dabei unterstützen, sich hier gut zurechtzufinden.
  • Als wesentlicher Punkt wird dabei das Erlernen der deutschen Sprache betrachtet. Wenn Geflüchtete nicht ausgegrenzt werden, sondern mit deutschsprechenden Personen Alltagskontakt haben und deshalb die deutsche Sprache im Alltag anwenden können, lernen sie diese leichter. Gleichzeitig gibt es auch Erfahrungen, dass so Deutsche zumindest einige Worte der Sprachen der Geflüchteten lernen. Und bei beidseitigem guten Willen ist auch eine Verständigung möglich, wenn die jeweils andere Sprache nur teilweise beherrscht wird und Mimik und Gestik die Verständigung unterstützen. Überhaupt ist die Forderung, dass hierherkommende Personen gut Deutsch lernen müssen, damit sie akzeptiert werden, einseitig. Wichtig ist eine gemeinsame Verständigungsmöglichkeit. Und in Uwes Betrieb wird nach der Aufkauf durch einen internationalen Konzern auch häufiger Englisch gesprochen. Überhaupt spielt in Wirtschaft und Wissenschaft die Forderung, dass, wer hier leben will, deutsch können muss, nicht diese Rolle. Da wird häufig englisch verlangt. Auch dies zeigt, dass es bei der Forderung, deutsch zu können, eher um Herrschaft geht.
  • Kurz haben wir auch darüber diskutiert, inwiefern einige Geflüchtete antisemitische Vorurteile haben. Dabei betonten wir, dass Antisemitismus klar abzulehnen ist. Zu dieser Bekämpfung des Antisemitismus gehört die Kritik daran, wie der Staat Israel gegen die palästinensische Bevölkerung und die arabischen Staaten vorgeht, untrennbar dazu.
  • Damit Menschen nicht flüchten müssen, ist es wichtig, dass sie in den Herkunftsgebieten gut leben können. Dazu gehört, dass sie dort versorgt werden oder sich selbst versorgen können, einschließlich einer guten Infrastruktur. Wichtig sind u.a. gute Bildungseinrichtungen und eine gute (Basis-)Gesundheitsversorgung. Wenn also in der BRD in ländlichen Räumen Schulen, ÄrztInnen und Geschäfte für den täglichen Bedarf fehlen und auch die Verkehrsanbindung durch öffentliche Verkehrsmittel schlecht ist, ist es kein Wunder, wenn viele Menschen in die Stadt ziehen. Durch die Politik der imperialistischen Staaten, wie z.B. der BRD, werden aber genau die erforderlichen und teilweise früher vorhandenen guten Lebensverhältnisse in vielen Ländern des globalen Südens zerstört. Das geschieht nicht nur durch Waffenexporte, Auslandseinsätze der Bundeswehr und überhaupt der Förderung von Krieg oder der gewaltsamen Unterdrückung der Bevölkerung, die ihre Ressourcen für sich nutzen will. Das passiert auch durch die Ausplünderung der Ressourcen in jenen Ländern durch Konzerne. Dazu gehören Bodenschätze, das Landgrabbing (Inbesitznahme des Landes für Exportprodukte statt für die Selbstversorgung der einheimischen Bevölkerung), das Leerfischen der Gewässer usw. Umgekehrt werden durch Export von Billigprodukten, z.B. von Abfall (z.B. Altkleidung, Lebensmittelreste), in jene Länder die einheimischen Märkte und damit die Existenzgrundlagen der Bevölkerung zerstört. Somit ist es wichtig, diese für die Profitinteressen einer kleinen Minderheit von KapitaleigentümerInnen betriebene Vorgehensweise zu überwinden.
  • Aber nicht nur die Situation in den Herkunfts-, sondern auch in den Zielgebieten der Migration muss verbessert werden. Die MigrantInnen dürfen nicht benachteiligt oder nach ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit behandelt werden. Aber auch das gleichermaßen selbstbestimmte Leben für alle muss gegen den Kapitalismus durchgesetzt werden.
Kultur(en):
  • Schließlich diskutierten wir darüber, ob es unterschiedliche Kulturen gibt und ob die MigrantInnen eine andere Kultur haben.
  • Menschen sind durch unterschiedliche Einflüsse geprägt und haben diese teilweise übernommen. Außerdem können sich diese im Laufe des Lebens ändern. Somit gibt es zwar unterschiedliche Traditionen. Diese sind aber weder klar voneinander abgrenzbar noch unveränderlich. Deshalb sind die meisten Menschen von Mischungen verschiedener Einflüsse geprägt. Und das ist auch gut so.
  • Es gibt somit weder die deutsche Kultur, noch in anderen Gebieten eine bestimmte Kultur, die alle aus diesen Gebieten haben. Somit sind ein positiver Austausch und eine Zusammenarbeit verschiedener Menschen auch aus unterschiedlichen Herkunftsgebieten möglich, ohne dass eine Anpassung erfolgen muss.
  • Das gilt nicht nur für Migration, sondern auch für das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Auch dort kann nicht gesagt werden: "Männer sind so, Frauen sind so." Es ist immer die Einzelperson zu betrachten und eine Verständigung ist bei gegenseitiger Offenheit möglich.

Uwe
Haftungs Ausschluss.

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