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ZUM GEDENKEN AN DIE HUNDERTSTEN GEBURTSTAGE VON HAP GRIESHABER UND SIMONE WEIL

Diese Pioniere wahrer Menschlichkeit dürfen nicht vergessen werden
Der Nachdenkliche Kommentar für März 2009 von Siegfried Böhringer

Heute muß ich unbedingt mir selbst und anderen zwei denkwürdige Gestalten in Erinnerung rufen, deren hundertste Geburtstage in den vergangenen Monat Februar fielen: HAP Grieshaber (geboren am 15.Februar 1909, gestorben 1981) - und Simone Weil (geboren am 3.Februar 1909, gestorben 1943). Zwei extrem unterschiedliche Persönlichkeiten, und doch zusammengehörig durch ihren hingebenden, wagemutigen und unverdrossenen Einsatz für Gerechtigkeit. (Der erste Teil des Kommentars gilt Grieshaber, der zweite Simone Weil.)

Auf Grieshaber bin ich erst richtig aufmerksam geworden durch das große Gedenkprogramm, das in diesen Wochen auch hier in Nagold im Gang ist, wo Grieshaber acht seiner Kinderjahre verbracht hatte. (Zu verdanken den Initiatoren: dem Dreigestirn unserer Nagolder Heimatforscher und vielen anderen an diesem Projekt engagierten Bürgern/Bürgerinnen.)
Auf aktuelle Veranstaltungen dazu wird hingewiesen auf der website http://www.nagold.de.

Einige Stichworte zur Skizzierung des Lebens und des Werkes von Grieshaber:
  • DER KÜNSTLER: HAP Grieshaber gilt als einer der bedeutendsten Grafiker des 20.Jahr-hunderts. Als er starb, hinterließ er ein Lebenswerk von 2178 Holzschnitten. Er hat die alte Technik des Holzschnitts neu belebt und - nach der Unterbrechung der Hitlerzeit - auch als akademischer Lehrer viel Anerkennung erfahren.
  • DER MENSCH UND SEIN MOTTO: Ein echter, alle Grenzen überschreitender Weltbürger / Ein Meister in der Inszenierung spektakulärer Aktionen, der mühelos alle Augen auf sich lenken konnte / Mit der Gestalt des Pan kleidete er seine Anliegen in eine altgriechische mythologische Gestalt, später weiterentwickelt und abgelöst durch den "Engel der Geschichte" - beide auftretend, wo immer der Friede gestört ist / Das Leitwort seiner unverdrosssenen Einmischungen: "Malgré tout" = "trotz allem" / Zugleich ein "Lebemann" eigener Art, der bei allem selbstlosen Einsatz seinen persönlichen Vergnügungen fern kleinbürgerlicher Anständigkeit nachging und sich dafür ein eigenes kleines Reich schuf in seinem Gartenhausparadies unter der Achalm bei Reutlingen.
  • DER LINKE POLITISCHE AKTIVIST: Ein verletzlicher, sich und andere zum Handeln aufrüttelnder Zeitgenosse / Von den Nazis mit Berufsverbot belegt, arbeitete er dennoch weiter im Stillen / Er achtete seine Kunst als eine ‚Pièce de résistance', "um unsere Welt zu verändern" / Sein künstlerisches Engagement (vor, während und nach dem 2.Weltkrieg, zuhause wie auf seinen Reisen nach Nordafrika, Griechenland, Palästina, und so oft wie möglich zusammen mit zeitgenössischen Schriftstellern und deren Texten vorgebracht) ging gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, gegen Krieg, gegen Machtmissbrauch und die Verletzung von Menschenrechten, gegen die Ausrottung der Tiere und die Zerstörung der Landschaft / Aber auch positiv: für Versöhnung, für das Zusammenwachsen von Ost und West, für Demokratie und Freiheit, für Frieden und Toleranz unter den Religionen.

Ich denke: Auch heute würde Grieshaber kämpferisch gegen alle Macht- und Geld-Ideologie, gegen Militarismus, soziale Ungerechtigkeit, Ausgrenzung von Minderheiten und Zerstörung der natürlichen Umwelt auch im eigenen Land eintreten und dabei ohne Bedenken seinen Ruf als Künstler aufs Spiel setzen. Und: Er wäre nicht damit einverstanden, wenn (in Nagold oder anderswo) sein künstlerisches Lebenswerk nur als interessantes Bildungsthema, als Kunstgenuß oder spirituelle Anregung betrachtet und genützt würde - anstatt als Aufrüttelung zum politischen Widerstand gegen alle Unmenschlichkeiten auch unserer Zeit. Würden wir dies nicht beherzigen, so wäre sowohl HAP Grieshaber wie Simone Weil in dem, worum es ihnen eigentlich ging, der Vergessenheit ausgeliefert. Das darf nicht sein.

Mit diesem Aufruf gegen das Vergessen grüßt herzlich Siegfried Böhringer

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... verbinde ich einen Blick auf die Person und das Werk der französischen Mystikerin jüdischer Herkunft Simone Weil.

Sie selbst legte überhaupt keinen Wert darauf, als Schriftstellerin bekannt zu werden. Ihre persönlichen, tiefgründigen Niederschriften sind in dem Band "Schwerkraft und Gnade" (einem meiner wichtigsten Bücher) wiedergegegeben.
Hier nur in aller Kürze etwas über ihr Leben und Werk: Mit nur 34 Jahren starb Simone Weil an Unterernährung. Sie wollte, ins Exil nach England getrieben, nicht mehr essen, als ihren Landsleuten im besetzten Frankreich an Lebensmitteln zustand. Zunächst als Lehrerin tätig, wandte sie sich dem katholischen Glauben zu und fand in Christus das Symbol der "Décréation" Gottes, seiner Entsagung von der Welt. Die Kirche wurde ihr jedoch keine Heimat. Deren Lehren schienen ihr zu viele Menschen auszugrenzen. Ihr Motto: "Man muß über ewige Dinge schreiben, um mit Sicherheit aktuell zu sein."

Simone Weil arbeitete trotz ihrer kranken körperlichen Verfassung mehrere Jahre in Industriefabriken, beteiligte sich 1936 an der spanischen Revolution und später an der französischen Résistance. Sie versuchte, als anarchistische Intellektuelle im Rückgriff auf die stoische Ethik jede persönliche Egozentrik zu vermeiden und konsequent ihr Leben in Einklang mit dem Leben der Armen, Flüchtlinge und Arbeiter/innen zu bringen - bis hin zur Selbstaufgabe. In einer "von Lügen vergifteten Epoche" verlangte sie strenge Bestrafung für journalistische Lüge oder Unredlichkeit.

Welcher Gegensatz im Temperament und in der Mentalität zwischen Simone Weil und HAP Grieshaber. Hier ungehemmte Lebenslust - dort extreme Entsagung. Beides jedoch im Dienst der Solidarisierung mit den Ausgegrenzten. Keinen der beiden Lebensstile kann man zur Nachahmung empfehlen. Die vorbehaltloe Hingabe an die Opfer von Ungerechtigkeit, den wir bei beiden finden, ist auch heute unserer Aufmerksamkeit und Nachfolge wert.
Haftungs Ausschluss.

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