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ÜBER DIE INNENSEITE DES ZUSAMMENBRECHENDEN CASINO-KAPITALISMUS

Es ist Zeit, sich auf ein Leben nach dem Ende der Geldherrschaft vorzubereiten
Der Nachdenkliche Kommentar für November 2008 von Siegfried Böhringer

Dieser Kommentars ist dem aktuellsten und brisantesten Thema dieser Tage gewidmet: der Frage, wie es möglich ist, daß es so etwas Unvernünftiges, Unmögliches, Unmenschliches gibt wie den derzeitigen Casino-Kapitalismus. In der ZDF-Satiresendung vom 28. Oktober mit Urban Priol und Georg Schramm wurde genau diese Frage aufgeworfen und der Casino-Kapitalismus mit Recht dem bitteren Gelächter preisgegeben. Warum dies - nachdem lange schon die weltweite Gerechtigkeitsbewegung (speziell Attac) den ganzen Schwindel aufgedeckt hatte? Heute frage ich danach, was im Inneren jedes einzelnen Menschen diese totale Unterwerfung möglich macht. Die lange schon von verschiedenen Seiten sachkundig gegebene Antwort lautet: Weil es sich beim Kapitalismus um eine allen anderen Religionen überlegene Religion handelt, die konkurrenzlos weltweit herrscht. Was dies heißt, will ich in Anlehnung an die Analyse des Tübinger Soziologen Christoph Deutschmann beschreiben mit (teils enger zusammengefügten) Zitaten aus seinem Buch "Die Verheißung des absoluten Reichtums. Zur religiösen Natur des Kapitalisms" und in der Beantwortung dieser Fragen:

  • WORAN ERKENNT MAN DIE RELIGIÖSE NATUR DES HEUTIGEN KAPITALISMUS?
    Antwort: Er ist - samt der neoliberalen Politik, die ihn ermöglicht - keinem vernünftigen Gegenargument zugänglich.und funktioniert in der Weise eines archaischen Sühnerituals. "Die Rezepte bleiben unabhängig vom Ergebnis immer die gleichen: Bleibt der Erfolg des Opfers (heute "weniger Arbeitslosigkeit", damals "mehr Regen") aus, so besteht die Antwort nicht in einer Überprüfung der Zweckmäßigkeit des Opfers, sondern in der Steigerung der Opfergaben (Sozialkürzung, Wachstum), um die erzürnten Götter zufriedenzustellen."
  • WORIN BESTEHT DIE ENORME ÜBERZEUGUNGSKRAFT DIESER RELIGION?
    Antwort: Mit der Aussicht auf die Spekulationsgewinne des "shareholder-value" verwandelt sie den realen Nutzen des Geldes in die "Verheißung des absoluten Reichtums", welche als "letzte große Religion der Moderne" alle klassischen Weltreligionen in den Schatten stellt.und dem selbstunsicheren Menschen einen höheren Lebenssinn suggeriert, den man sich in barer Münze aneignen kann. "Die neoliberale Doktrin, die diese Entwicklung ideologisch begleitet und zum Ausdruck bringt, macht die Beweglichkeit des Geldes zum Maßstab nicht nur wirtschaftlichen, sondern allen sozialen Handelns als eine Form quasi-religiöser Predigt."
  • WELCHES SIND DIE FOLGEN FÜR DAS LEBEN DER MENSCHEN UNSERER ZEIT?
    Antwort: Diese Religion ist verbunden mit der weit offenen Schere zwischen arm und reich, der gewinnorientierten Umstrukturierung des ganzen sozialen und kulturellen Bereichs, dem existentiellen Druck auf "die Menschen ganz unten" (das "Prekariat") aber ebenso auf den Mittelstand, mit der Privatisierung der Gewinne und der Sozialisierung der Verluste - bis hin zu den Kriegen um die schwindenden Resourcen. "Die Globaliisierung der Finanzmärkte erlaubt es den Anlegern, die nationalstaatlichen Währungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitiken unter Druck zu setzen, zu unterlaufen, ganze Nationen in wirtschaftliche Krisen zu stürzen."
  • WELCHE AUSWEGE GIBT ES UND WELCHE PERSPEKTIVEN FÜR DIE ZUKUNFT ?
    Antwort: Mit der uns aufgetragenen Aufdeckung und Entmachtung der neoliberalen Religion ergibt sich die Aussicht auf eine menschenwürdige Zukunft unseres Planeten. "Sie (Utopien wie der Neoliberalismus) müssen in geduldigen Aufklärungprozessen auf die Erde herabgeholt werden und sterben so allmählich ab. Eine Gesellschaft, die der permanenten Eroberung neuer Horizonte überdrüssig wird, fällt keineswegs zwangsläufig in Armut. Sie kehrt vielmehr nur zu jenem Zustand auf die Bedürfnisse konkreter Menschen hin orientierter Reproduktion zurück. Dieser Abschied aber konfrontiert die Gesellschaft nicht mit einer Verheißung; sondern mit der Zumutung der Selbsterkenntnis. Sie müßte es über sich bringen, das Faktum sozialer Interdependenz und mit ihm: die Endlichkeit und Bedürftigkeit des Menschen in seiner ganzen Tragweite anzuerkennen."

Mit dieser trotz allem guten Aussicht grüßt herzlich Siegfried Böhringer

(42) Der trickreiche globale Puppenspieler

... (in unserem Zusammenhang) keinen der menschlichen Börsenspekulanten, sondern den "Gott Kapital" selbst, der alle Fäden zieht, aber in Wirklichkeit nicht mehr aufrecht und überlegen da steht, sondern am Zusammenbrechen ist. Immer noch freilich hat er unzählige Gläubige als seine Marionetten an der Strippe: Große Aktionäre als die eigentlichen Gewinner, kleine Aktionäre als die Betrogenen. Und noch genug Priester dieser Religion des sich (scheinbar) selbst vermehrenden Geldes in Politik, Wirtschaft und Medien, und viele kleine Helfer, die im Konsumzwang und Wachstumsrausch der Geldreligion leben: Als ahnungslose Ministranten bei der Messe des Götzen Mammon sozusagen, eines Gottes, der Reichtum für alle verheißt, aber den Tod und nicht das Leben mit sich bringt, wie es die lutherische Weltkirche in ihrer vor zwei Jahren beschlossenen Glaubensverpflichtung sagte:

"Es besteht zunehmende Einigkeit darüber, dass die Vorherrschaft und Macht des kapitalistischen Wirtschaftssystems Leid und Tod von Mensch und Natur in gewaltiger Größenordnung verursachen. Das Leben selbst steht auf dem Spiel. Mehr noch, das Leiden der Menschen - Hunger, AIDS und andere Krankheiten, soziale Unsicherheit und Umweltzerstörung - bilden oftmals die Grundlage für weiteres Profitstreben. Die gleichen Marktkräfte, durch die der Süden unterdrückt wird, halten auch den Norden fest im Griff und entfernen uns so immer weiter von Gott und der Fülle des Lebens, die er doch für die ganze Schöpfung bereit hält." Die Zeichen der Zeit weisen uns darauf hin, daß das Ende der Geldherschaft nahe ist. Jetzt gilt es, Widerstand zu leisten, um wahre Menschlichkeit zurückzugewinnen und damit den Bund zu bewahren, den nach der Botschaft der Bibel Gott mit den Menschen geschlossen hat: Ein Bund des Lebens und der Gerechtigkeit, in welchem Armut und Gier überwunden ist. Wie es im Aufruf zu den Massendemos am 30.10. heißt (ich nahm gestern in Stuttgart teil): "Die Weltgesellschaft steht vor der größten Herausforderung aller Zeiten: Innerhalb weniger Jahrzehnte muss ein ökologischer und sozialer Umbau erfolgen, wenn wir eine Katastrophe vermeiden wollen - wir verspielen heute die Zukunft!"

Von Theodor Adorno stammt der auch für unsere Gegenwart gültige Satz: "Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen."
Haftungs Ausschluss.

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