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DIE VIELFÄLTIGE WELTKULTUR IN DER GESCHICHTE KÖLNS UND ANDERSWO

Oder: Warum die Proklamation einer deutschen "Leitkultur" nichts ist als ein leerer Wahn
Nachdenklicher Kommentar für Monat September 2007 von Siegfried Böhringer

Der Kölner Dom ist seit 1996 Weltkulturerbe, und zugleich die populärste Sehenswürdigkeit Deutschlands. Man könnte ihn - zugleich mit der Stadt, deren überragendes Wahrzeichen er ist - als imposanten Inbegriff deutscher Kulturgeschichte betrachten, deren Vermächtnis wir vor allen Überfremdungen zu bewahren hätten - etwa mit der Errichtung einer deutschen "Leitkultur", der sich alle von anderswoher Eingewanderten ein- und unterzuordnen hätten. Dieser Versuch hat jetzt von neuem seine Unhaltbarkeit erwiesen durch das vor wenigen Wochen erschienene Buch des Ethnologen Erwin Orywal "Kölner Stammbaum. Zeitreise durch 2000 Jahre Migrationsgeschichte". In verständlicher und eindrücklicher Form wird hier gezeigt, daß die Stadt Köln samt ihrem Wahrzeichen überhaupt nur durch Einwanderer - zum Teil von ganz weit her - zustande gekommen ist. (Dies gilt nicht nur für Köln) Beispiele in Stichworten: Beginn der Migrationsgeschichte Kölns im Jahre 19 vor unserer Zeitrechnung mit einer Umsiedlung des germanischen Stammes der Ubier vom rechtsrheinischen Ufer auf das linksrheinische durch Julius Cäsar / Besetzung durch die "Römer", die der Stadt ihren Namen gaben ("Colonia Claudia Ara Agrippinensium") mit Legionären aus Süd-Spanien, Frankreich, dem Balkan, dem Vorderen Orient, Afrika / Köln 300 Jahre später als "die Mutterstadt der jüdischen Besiedlung Nord-Europas" mit 800 Jahre währendem friedlichen Zusammenleben zwischen jüdischer und christlicher Bevölkerung - bis zur Vertreibung der Juden aus Köln als "Sündenböcke" in der Pestzeit / Handwerker aus Frankreich, welche um 1250 die gotische Kathedrale, den Kölner Dom, bauten / Später viele italienische und spanische Kaufleute in Köln / In der Preußischen Zeit vorwiegend aus dem Umland zugezogenen Protestanten, die eine neue ökonomische Elite in der erzkatholischen Stadt darstellten - undsoweiter bis heute.

Das Resümee des Historikers Orywal: "Es zeigt, dass es lange, lange Zeiten friedlichen Zusammenlebens geben konnte, aber auch Zeiten, in denen die Mächtigen der damaligen Zeit an der 'Ethnizitäts-Schraube' gedreht haben, und es kam folglich zu unfriedlichen Zeiten. - Identitäten können instrumentalisiert werden, um Schuldzuweisungen machen zu können .., um der Eigengruppe irgendwelche Vorteile zu verschaffen" oder "sich schlicht und einfach als höherwertig zu definieren". Solche Ablenkungsmanöver aufzudecken und zum gleichgeachteten Miteinander mit den Eingewanderten und ihrer Kultur Ja zu sagen - darum geht es auch heute!

Und jetzt ein Sprung von der Weltkulturstadt Köln zur europäischen Kulturhauptstadt Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien. Dort findet nämlich in wenigen Tagen (vom 5.bis 9.September) die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung statt unter dem Thema "Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa". Sie hat viel zu tun mit dem oben angesprochenen Frieden der Kulturen. Sie soll nämlich führen zu "einer Begegnung mit den Schätzen der verschiedenen christlichen Traditionen Europas .. und der Verantwortung der Kirchen im zukünftigen Europa." Mit der Zusammenkunft von etwa 2500 Delegierten wird diese große Kirchenversammlung an ihren gemeinsamen "Leitfaden" anknüpfen, nämlich an die 2001 beschlossene "Charta Oecumenica", in welcher es heißt: "Die Vielfalt der regionalen, nationalen, kulturellen und religiösen Traditionen betrachten wir als Reichtum Europas. Angesichts zahlreicher Konflikte ist es Aufgabe der Kirchen, miteinander den Dienst der Versöhnung auch für Völker und Kulturen wahrzunehmen. - Die Begegnung zwischen Christen und Muslimen .. wollen wir auf allen Ebenen intensivieren. - Wir verpflichten uns, jeder Form von Nationalismus entgegenzutreten, die zur Unterdrückung anderer Völker und nationaler Minderheiten führt." \\ Ich wünsche allen dort Versammelten (besonders natürlich denen aus meiner Nähe, die ich kenne) ermutigende Begegnungen, Gespräche und Impulse für das große Projekt eines in Europa zu verwirklichenden und von Europa ausgehenden „Friedens durch Gerechtigkeit“!

Im beginnenden Herbst, an dem hoffentlich nicht nur die Blätter, sondern auch manche Vorurteile und Feindschaften fallen, grüßt herzlich Siegfried Böhringer

(31) Vom - hoffentlich friedlichen - Wettstreit der Kölner Türme

Jetzt will ich das aktuelle "Kölner Turmproblem" ansprechen: Da ist einmal der Kölner Dom, von dem die Rede war, als die weltweit drittgrößte Kathedrale im gotischen Baustil (nach der Kathedrale von Sevilla und dem Mailänder Dom). Er hat die mächtigste Turmfassade der Welt und ist mit 157 Metern Höhe seiner beiden Türme nach dem Ulmer Münster die zweithöchste Kirche in Deutschland und die dritthöchste überhaupt. Und dann ist da die geplante neue Kölner Moschee mit vorgesehenen zwei superschlanken Minaretten, welche mit einer Höhe von 55 Metern die Moscheekuppel um 20 Meter überragen würden. Ihr Bau mit ansehnlichen, doch im Vergleich mit dem Dom eher bescheidenen Dimensionen wird in Köln zur Zeit heiß diskutiert. Befürwortet wird er in dieser Form vom Planungsbeirat der Moschee mit dem Architekten Paul Böhm und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Kirchen und Bürgerinitiativen. Aber auch schwere Bedenken gegen diese Ausmaße (mit heftigen Diskussionen im Stadtrat) sind laut geworden. Ich denke: Architekt Böhm, bekannter Kölner Kirchenbeumeister, hat absolut recht, wenn er sagt, daß man in Köln nur durch die Zustimmung zu einem repräsentativen Moscheebau die Muslime wirklich ernst nehmen kann: "Ich bin davon überzeugt, dass die Integration der Muslime dadurch vorangetrieben wird, wenn man sie würdevoll behandelt. Und das bedeutet eben auch, dass sie ihre Religion würdevoll und repräsentativ ausüben können. Dadurch kommen sie am ehesten in unserer Gesellschaft an." Mit dem Architekten und den muslimischen Bauherren und künftigen Bewohnern der neuen Kölner Moschee sehe auch ich den Kölner Moscheebau, wie er nicht nur als Ort des Gebets und der Meditation, sondern auch als vielseitiges Sozial- und Kulturzentrum geplant ist, als gute Chance für eine neue Stätte des Dialogs und der Integration unserer muslimischen Mitbürger/innen. Zugleich würde diese Moschee dazu dienen, das weitere Wachsen eines zur Gesellschaft hin offenen, eines "liberalen", transparenten, Menschen befreienden und verbindenden Islam in unserer Mitte zu befördern.

Der 1.September als unser offizieller Antikriegstag, der genau vor 50 Jahren unter dem Motto "Nie wieder Krieg" eingerichtet worden ist, könnte daran erinnern, daß unser Bekenntnis zum Frieden in der Welt nicht überzeugend sein kann, wenn es nicht zugleich ein aktives Bekenntnis zum Frieden der Kulturen im eigenen Land ist.
Haftungs Ausschluss.

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