Eine spezielle Wissenschaftskooperation als gesellschaftliches Vorbild
Aus dem Nachruf für Hans Bethe von Silvan S. Schweber
in: Physik Journal 4 (2005), Nr. 5, Seiten 46 / 47
Als die Physiker nach dem Zweiten Weltkrieg
(von Los Alamos) zurück an die Universitäten gingen, versuchten sie, den Geist der Kooperation, der Hingabe und des Zusammenhalts wiederauferstehen zu lassen, der die Kriegslaboratorien und besonders Los Alamos erfüllt hatte.
...
Es war Teil von Bethes Größe, dass es ihm gelang, das Newman Lab und das Physik-Department in Cornell, ja, alle Gemeinschaften, denen er angehörte, mit den Qualitäten und Maßstäben zu erfüllen, denen er sich zutiefst verpflichtet fühlte. Dazu gehörte, dass solche Gemeinschaften unter den Randbedingungen der Kooperation, des Vertrauens und der Aufrichtigkeit existieren; dass sie sich ungezwungen ihre Ziele und ihr Programm setzen können, und dass sie sich dem Wachstum an Wissen, an Höflichkeit und Vertrauen verpflichten. Solche Gemeinschaften waren für ihn der Garant dafür, dass sich eine der erhabensten menschlichen Sehnsüchte erfüllen ließ, nämlich "Mitglied einer Gesellschaft zu sein, die frei aber nicht anarchistisch ist", wie es Isidor Rabi einmal ausgedrückt hatte. Bethe war überzeugt davon, dass solche Gemeinschaften Vorbilder dafür waren, wie größere demokratische Gesellschaften funktionieren konnten.
Herausgesucht von Ines, ins Netz gestellt von Uwe
Anmerkungen von Uwe
Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Kooperation vorteilhaft gegenüber einem egoistischen Handeln ist (siehe Bericht vom 16.1.2004,
Parlamentarisches System als Herrschaftssystem und
Besprechung von Uwes Visionen). Dies zeigt aber auch, dass dies auch für schädliche Zwecke wie den Bau und damit den Einsatz der Atombombe genutzt werden kann. Es sollte also nicht nur eine gegenseitige Unterstützung erfolgen, es sollten auch die Ziele und Zwecke kritisch befragt werden. Wenn die Beteiligten selbst dazu nicht in der Lage oder Willens sind, ist die Gesamtgesellschaft gefordert, dies zu leisten.
Der Nachruf ist außerdem ein weiteres Beispiel, dass in bestimmten Kreisen Anarchie als Gefahr betrachtet wird, ohne sich damit zu beschäftigen, was dies eigentlich ist. Von den gleichen Leuten wird ignoriert, dass sie ihre Ziele und ihr Programm nicht vollständig frei bestimmen können. Es gibt immer gesellschaftliche Einflüsse, meist der Herrschenden. Dies geschieht z.B. über die Finanzen oder Diskussion in der Öffentlichkeit oder hinter verschlossenen Türen.
Somit sind genauere Betrachtungen notwendig, bevor diese Kooperation Vorbild für größere Gesellschaften werden kann.
Uwe
Haftungs Ausschluss.
zurück zur
Startseite der AG Visionen