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Was das Matriarchat wirklich ist und warum es als gesellschaftliches Vorbild dienen kann

Diese Aussagen entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Sie wurden jedoch von einer Fachfrau (habilitierte Geschichtswissenschaftlerin) überprüft.


Es gibt einige verbreitete aber falsche Vorstellungen über die Urgesellschaft. Kriege ("Der heutige Mensch ist ein Neandertaler mit Atombombe."), die gegenwärtigen Herrschaftschaftsverhältnisse und das Machoverhalten, überhaupt jedes rücksichtslose bzw. egoistische Verhalten ("Eine gerechte Gesellschaft funktioniert nicht, weil die Menschen zu egoistisch sind."), werden als Überreste aus jener Zeit betrachtet. Dabei reicht schon ein Blick auf die Menschenaffen aus, um zu erkennen, dass diese Vorstellungen nicht stimmen können. Gorillas, Schimpansen und Bonobos leben in sozialen Gruppen, in denen es keine Herrschaft und Unterdrückung gibt und in denen es relativ friedlich zugeht. Auch mit sonstigen Artgenossen gibt es nur selten Auseinandersetzungen.

Die falschen Vorstellungen über die Urgesellschaft, genauso wie die über das Matriarchat, entstanden in den westlichen Gesellschaften, die alle patriarchal und damit durch Herrschaft geprägt sind. Dabei wurden die Prinzipien, nach denen sie funktionieren, als typisch menschlich angesehen und deshalb auch auf frühere Zeiten und auf andere Gebiete verallgemeinert. Aber selbst gegenwärtig gibt es neben patriarchalen auch eine Reihe matriarchaler Gesellschaften. Weiterhin weisen die wenigen zu diesem Thema aussagekräftigen Funde (menschliche Figuren) aus der Urgesellschaft und der Vergleich mit bekannten patriarchalen und matriarchalen Gesellschaften darauf hin, dass es matriarchale Gesellschaften weltweit gegeben hat. Hinweise auf patriarchale Gesellschaften aus jener Zeit wurden dagegen nicht gefunden. Deshalb ist zu vermuten, dass das Matriarchat ursprünglich ist und das Patriarchat sich erst später entwickelt hat. Darauf weisen auch einige Mythen in patriarchalen Gesellschaften hin (z.B. im alten Griechenland und in der Bibel). Die gegenwärtigen matriarchalen Gesellschaften zeigen, dass das Matriarchat kein Patriarchat ist, in dem lediglich die Frauen und Männer ihre Rollen vertauscht haben. Deshalb sollen einige gemeinsame Eigenschaften gegenwärtiger Matriarchate dargestellt werden.

Beschreibung matriarchaler Gesellschaften

Die Abstammung in matriarchalen Gesellschaften wird über die mütterliche Linie hergeleitet (Matrilinearität). Der Vater ist teilweise sogar unbekannt. Häufig bleiben die Töchter in der Nähe der Mutter wohnen (Matrilokalität). Auch die Söhne leben und arbeiten häufig bei den Schwestern und Müttern, zu denen sie auch eine enge Beziehung haben. So bilden sich soziale Gruppen (Sippen) heraus, die sich gegenseitig unterstützen. Es gibt kaum Privateigentum. Der Lebensunterhalt wird gemeinsam erarbeitet. Dies sichert auch, dass alle Personen versorgt sind. Entscheidungen werden im Konsens getroffen. Zwar gibt es auch in diesen Gruppen angesehenere Personen. Dies richtet sich aber nach deren Einsatz für die Gruppe. Somit sind die Angehörigen einer Sippe bei Entscheidungen und auch wirtschaftlich gleichberechtigt. Zwischen den Sippen erfolgt auch ein Austausch, sofern nicht alle benötigten Dinge selbst hergestellt werden. Dabei wird kein Handel in unserem Sinne getrieben. Stattdessen schenken sich die Sippen gegenseitig die benötigten Dinge, ohne dass auf einen Wertausgleich geachtet wird. Dies erfolgt meist im Rahmen gemeinsamer Feste. Auf diese Art wird auch der Frieden zwischen den Sippen gefestigt. Nach dem bisher Geschriebenen ist leicht einzusehen, dass in jenen Sippen nicht nach Reichtum gestrebt wird. Dies führt auch zu einem ökologischeren Verhalten, als es bei uns verbreitet ist. Sexuelle Kontakte sind relativ locker. Teilweise kommen die Männer nur in den Nächten aus ihren Sippen zu den Frauen. In anderen matriarchalen Gesellschaften ziehen die Männer zu den Frauen und leben dort einige Zeit. Wenn die Beziehung auseinandergeht, kehren die Männer wieder zu ihrer Ursprungssippe zurück. Eine Kleinfamilie in unserem Sinne und eine strenge Monogamie sind dagegen unbekannt. Da die Männer zu ihrer Muttersippe gehören, kümmern sie sich auch um die Kinder ihrer Schwestern. Teilweise sorgen sie außerdem für die Kinder derjenigen Frauen, zu denen sie sexuelle Beziehungen hatten bzw. haben. Dabei sind die Männer nicht nur ziemlich friedlich gegenüber anderen Personen, sondern auch treusorgende Kinderbetreuer. Bei den religiösen Vorstellungen ist ein Fruchtbarkeitskult und Ahnenverehrung, teilweise mit der Verehrung von Naturkräften verbunden, wesentlich. Häufig wird auch eine Auffassung vertreten, dass alles miteinander zusammenhängt bzw. hinter den verschiedenen Erscheinungen eine gemeinsame Kraft steht. Bei den religiösen Vorstellungen spielen Frauen eine wesentliche Rolle, sowohl als Vermittlerinnen ("Priesterinnen") als auch als Verehrungsobjekte.

Es gibt häufig eine gewisse geschlechtliche Arbeitsteilung. Dies wird aber nicht besonders streng gehandhabt. Welche Arbeiten welchem Geschlecht zugeordnet werden, unterscheidet sich auch teilweise von Region zu Region. Da der Zusammenhalt der Sippe über die weibliche Abstammungslinie gewährleistet wird, kümmern sich die Frauen häufig stärker um alle Dinge, die damit zusammenhängen, z.B. um die Essensversorgung. Teilweise gibt es trotz der friedlichen Kontakte und dem Streben nach einem Konsens Auseinandersetzungen zwischen den Sippen. Häufig werden diese von Männern geführt. Es gibt aber auch Beispiele von kämpfenden Frauen. In früheren matriarchalen Gesellschaften gab es auch Frauen, die mit Kriegswaffen begraben wurden.

Mögliche Ursachen für den Untergang matriarchaler Gesellschaften

Wenn das Matriarchat aber so relativ gut war, entsteht leicht die Frage, warum sich teilweise matriarchale Gesellschaften in patriarchale Gesellschaften umgewandelt haben. Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, aber aus verschiedenen Gesellschaften, die patriarchaler wurden, lassen sich einige Vermutungen ableiten. Vermutlich geschah der Übergang nicht durch Volksabstimmung. Die einzige uns bekannte Volksabstimmung in einem Matriarchat über den Übergang zum Patriarchat endete mit einer überwältigenden Mehrheit für das Matriarchat, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Dagegen ist zu beobachten, dass durch Viehzucht schnell Reichtum entstehen kann. Einige können versuchen, ihn sich anzueignen. Wenn die Sippe da nicht aufpasst, kann es da zu einer Trennung in Arme und Reiche und, damit verbunden, zu Herrschaftsverhältnissen und damit zum Patriarchat kommen. Auch militärische Auseinandersetzungen können zur Reichtumsanhäufung führen. Weiterhin gibt es einige historische Beispiele, dass angesehene Personen bzw. Personen mit Sonderfunktionen ihre Position bzw. Funktion an Personen ihres Vertrauens weitergaben. Auf diese Art kam es auch zu einer Ausdifferenzierung der Gesellschaft, die nicht so einfach rückgängig gemacht werden konnte. Wenn Personen ihre so erhaltene Position zum Aufbau von Herrschaft nutzten, konnte dies teilweise nicht verhindert werden. Außerdem zeigt es sich, dass bei materieller Not (z.B. Hunger) teilweise egoistische Einstellungen bevorzugt werden. Auch dies kann zu Herrschaft führen. Wenn sich erst einmal Herrschaft (z.B. ökonomischer bzw. militärischer Art) herausgebildet hat, versuchen die Herrschenden im Regelfall, ihre Herrschaft zu verteidigen. Gleichzeitig verlernen die Beherrschten allmählich die Mechanismen einer herrschaftsfreien Gesellschaft. Wenn die Herrschenden das Bestreben haben, ihre Herrschaft auszubauen, können sie z.B. herrschaftsfreie Gesellschaften überfallen. Diese sind meist sehr friedlich und deshalb diesen Überfällen häufig relativ schutzlos ausgeliefert. So können herrschaftsfreie Gesellschaften in einem großen Gebiet zerstört werden. Aus einem nicht genau bekanntem Grund haben sich als Herrschende Männer durchgesetzt. Vielleicht haben Frauen mehr versucht, die Sippe zusammenzuhalten, vielleicht waren auch einige Männer aggressiver oder waren z.B. durch Training militärisch überlegen. Vielleicht haben auch die meisten Frauen und Männer den wenigen herrschsüchtigen Männern um des lieben Friedens Willen nachgegeben. Es reichen ja immer relativ wenige aus, um diesen Übergang zu erzwingen. Weiterhin ist zu beobachten, dass auch in matriarchalen Gesellschaften häufig Männer die Vertretung und den Kontakt nach außen übernehmen. Wenn dies die Oberhand gegenüber den Beziehungen innerhalb der Sippe gewinnt, zeigen sich bei bestehenden Matriarchaten Auflösungserscheinungen, die auch zum Patriarchat führen können.

Schlussfolgerungen für die heutige Zeit

Insgesamt ist die Art des Zusammenlebens innerhalb des Matriarchats durchaus vorbildhaft. Jedoch muss der Zusammenhalt nicht über die weibliche Abstammungsfolge gewährleistet werden, wie einige Kommuneprojekte zeigen. Gleichzeitig müssen jedoch bestimmte Regeln beachtet werden, damit solche Gemeinschaften stabil sind. Dazu gehören in enger Wechselwirkung soziale Kontakte und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe, Konsensorientierung, gemeinsames Problemlösen (Gespräche), Gleichberechtigung (politisch und ökonomisch), Verhinderung von Herrschaft und Handel innerhalb der Gruppe und gemeinsamer Schutz bei Angriffen von außen. Die vorhandenen Beispiele zeigen, dass durchaus gleichberechtigte und solidarische Gesellschaften möglich und bereits erfolgreich verwirklicht sind und damit unser gesellschaftliches System nicht alternativlos ist.

Uwe
Was du beschreibst, ist eher eine matrilokale/matrilineare Gesellschaft mit flacher Hierarchie. Matriarchat würde Frauenherrschaft bedeuten. shelog (http://vigil.antville.org)
Richtig ist, dass die beschriebenen Gesellschaften keine patriarchalen Gesellschaften mit Vertauschung der Frauen- und Männerrollen sind. Solche gibt es nach meiner Kenntnis auch nicht. Sicher auch deshalb hat sich in der entsprechenden Forschung für die beschriebenen Gesellschaften die Bezeichnung Matriarchat eingebürgert.

Uwe
Haftungs Ausschluss

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