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Existenzgeld: Grundsicherung


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Die Hauptakteure des öffentlichen Lebens - die ökonomischen, politischen, wissenschaftlichen und militärischen Eliten - verschmelzen zu einer neuen politischen Klasse, die alle Lager und politischen Richtungen umgreift, die sich - bewußt oder unbewußt - gegen jede einschneidende Veränderung absichern. Sie bilden eine Art Allparteienregierung, die die Steuerungslogik eines in den Weltmarkt integrierten kapitalistischen Wirtschaftssystems funktionsfähig zu erhalten versucht.
aus Herwig Büchele "Grundeinkommen ohne Arbeit" Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft
Wenn das so ist, muß wohl was neues her, z.B. eine Grundsicherung:

EXISTENZGELD

Das Problem
Bei den heutigen Arbeitslosenquoten ist es illusorisch, alle Menschen wieder in Erwerbsarbeit zu bringen, es sei denn, es werden Arbeitslosengeld und Sozialhilfe derart gekürzt, daß die pure Not zu Arbeit zwingt. Außerdem sollen die, welche trotzdem nicht in Arbeit kommen, z.B. zu Reinigungsarbeiten in der Kommune gezwungen werden (Vorschlag des Münchner IFO-Instituts).
Die Sozialen Sicherungssysteme erleben ebenfalls einen Niedergang auf Grund der Kopplung an Erwerbsarbeit.
Das Bedürfnis zur demokratischen Mitbestimmung schwindet sowohl bei sozial ausgegrenzten als auch bei Erwerbstätigen, die einem erheblichen Druck zu Überstunden ausgesetzt sind.

In einer Epoche, in welcher die Gesellschaft zunehmend die Erwerbsarbeit ausgeht, wird es zunehmend fragwürdig, ja sinnlos, Güterversorgung und Güterverteilung vom Einsatz menschlicher Arbeit abhängig zu machen. Ein Grundeinkommen könnte so eine erwerbsunabhängige Güterverteilung möglich machen.

Die Lösung (nach dem Vorschlag [http://www.bag-shi.de/downloads/Erfurter%20Thesen%20zum%20Existenzgeld.pdf] der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen (BAG-SHI) [http://www.bag-shi.de/])

Was spricht dafür?

Was spricht dagegen ?

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!
Dort wäre wohl erst mal zu prüfen, wieviel Subventionen und Steuergeschenke jetzt schon verteilt werden und auch an wen. Ist es gerecht, daß Hausfrauen kein Einkommen haben? Wenn niemandem zusteht, was er nicht erarbeitet hat, was ist dann z.B. mit Erbschaften?

Wir brauchen Arbeit für alle und kein Grundeinkommen für alle.
Bei diesem Satz wurde erstens vergessen, daß es heißen müßte "existenzsichernde Arbeit für alle". Zweitens deutet nichts darauf hin, daß wir diesem Ziel auch nur schrittweise näherkommen. Eher werden Geringverdiener in die Kriminalität abgedrängt.

Ein Grundeinkommen erzeugt Faultiere
Gefordert zu sein, ist wichtig für jeden Menschen. Aber die wesentlichen Herausforderungen unserer Gesellschaft sind andere, als durch Mehrarbeit zu einer Ökonomie beizutragen, welche zunehmend unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstört. Es gibt genügend Motive, aktiv und tätig zu werden: Freude, soziale Anerkennung, Neugier und Interesse, Sinn für soziales und politisches Engagement. Die Chance, kreativ und innovativ zu sein, wächst mit der Freiheit, sich dafür entscheiden zu können.

Das Grundeinkommen ist ein Angriff auf das Leistungsprinzip.
Der Manager eines Rüstungskonzerns würde trotzdem erheblich mehr Einkommen haben als ein Mensch mit Existenzgeld, mal ganz davon abgesehen, was er dafür "leistet". Er müßte sich also nicht allzusehr fürchten. Was "leistet" dagegen eigentlich die alleinstehende Mutter mit drei Kindern? Wir müssen uns schon mal lösen von der verschrobenen Vorstellung, daß Leistung nur das ist, was sich verkaufen läßt.

Jeder würde nur machen, was ihm den meisten Spaß bereitet.
Ganz gewiß würden menschenunwürdige Arbeiten teurer werden. Schließlich müßte sich niemand mehr um jeden Preis verkaufen.

Schwarzarbeit würde um sich greifen.
Ein Grundeinkommen würde die Nachbarschaftshilfe und die Eigenarbeit fördern. Die kriminelle Untergrundwirtschaft hingegen könnte durch ein Grundeinkommen in manchen Bereichen zurückgedrängt werden.

Grundeinkommen fördert die Trunksucht.
Alkoholiker vergiften sich auch ohne Grundeinkommen. Wenn wir das zum Problem machen, müssen wir auch fragen, was richten die Leute an, die jährlich tausende Kilometer mit dem Flugzeug zurücklegen, nebenbei noch zwei, drei Grundstücke blockieren und auf jeder Datsche ein Auto stehen haben.

Drückeberger werden gefördert
Derzeit ist die Lage so, daß Leuten, die sich nicht erwerbsfähig fühlen, die aber von den Ämtern einfach als zu faul eingeschätzt werden, die Bezüge gestrichen werden. Die Folge davon ist, daß ein Teil sich in Krankheiten flüchtet, die wiederum für die Gesellschaft teuer werden. Ein anderer Teil wird notgedrungen kriminell.

Der französische Sozialphilosoph André Gorz schrieb schon 1983: "Jede Politik, auf welche Ideologie sie sich sonst auch berufen mag, ist verlogen, wenn sie die Tatsache nicht anerkennt, dass es keine Vollbeschäftigung für alle mehr geben kann und dass die Lohnarbeit nicht länger der Schwerpunkt des Lebens, ja nicht einmal die hauptsächliche Tätigkeit eines jeden bleiben kann." Es ist erstaunlich, dass diese Erkenntnis auch heute noch von der Regierung und weiten Teilen der Gesellschaft ignoriert wird....
Marktwirtschaftlich gesehen, würde selbst eine soziale Grundsicherung ohne Arbeitszwang mehr Sinn machen als die Subvention von Arbeit. Die auf diese Weise investierten staatlichen Gelder würden zur Verknappung der überreichlich vorhandenen Ware Arbeitskraft beitragen. Neben einer Existenzsicherung, für die von der Arbeit Ausgeschlossenen, könnte die soziale Grundsicherung die Unternehmer zwingen, auch in den unteren Lohngruppen für einen passablen Lebensstandard ausreichende Löhne zu zahlen.
Die soziale Grundsicherung ist keine weltferne Utopie, sondern wurde unter Anderen selbst von dem konservativen amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Milton Friedman vorgeschlagen. Es ist längst durchgerechnet, dass diese Grundsicherung bezahlbarer wäre, als die Subventionierung der Arbeit immer weiter ausufern zu lassen.
Nur wenn wir von der Fixierung auf das Problem der "Arbeitslosigkeit" frei werden, können wir zu den wirklichen Problemen der Arbeitslosen kommen. Nur wenn wir die pauschale moralische Hochschätzung von Arbeit überwinden, können wir uns der Frage stellen, wie ein menschenwürdiges Leben auch für Menschen möglich ist, für die es keine sinnvolle Arbeit mehr gibt. AXEL BRAIG taz vom 17.1.2002

Material:
Existenzgeld für alle, AG SPAK Bücher - M139, 2000
Arbeit zwischen Misere und Utopie, Andre Gorz
Internet
Bitte dem Suchdienst "Existenzgeld" oder "Grundsicherung" eingeben

beschlossen von AG Visionen, Text von Holger, ins Internet gestellt von Uwe
Das Wort Grundsicherung ist leider nicht geschützt. Deshalb werden auch sehr schlechte Modelle damit bezeichnet. Um die begrüßenswerten (wie das von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen (BAG-SHI) [http://www.bag-shi.de/] entwickelte Modell [http://www.bag-shi.de/downloads/Erfurter%20Thesen%20zum%20Existenzgeld.pdf]) von den abzulehnenden (z.B. von konservativer und von wirtschaftsliberaler Seite) unterscheiden zu können, gibt es mindestens 4 Kriterien:
  1. Wie hoch ist der Betrag (z.B. Hälfte des Durchschnittseinkommens oder nur Sozialhilfesatz)?
  2. Woher soll das Geld kommen? Soll es von den Reicheren kommen, z.B. über Vermögenssteuern, Tobinsteuern, Erhöhung des Spitzensteuersatzes bzw. der Erbschaftssteuer? Bzw. sollen alle die Hälfte ihres Einkommens abgeben und dafür zusätzlich die Hälfte des Durchschnittseinkommens erhalten? Oder soll z.B. die Mehrwertsteuer erhöht bzw. die andere Sozialleistungen gekürzt werden?
  3. Sind damit Bedingungen verbunden (für alle bzw. allein nach Bedürftigkeit oder verbunden mit Arbeitsverbot bzw. Zwangsarbeit bzw. mit Unterhaltspflicht durch Verwandte / im gleichen Haushalt Lebende bzw. an vorhergehenden bzw. nachfolgenden Leistungen geknüpft)?
  4. Werden weitere Nachteile ausgeglichen, d.h., gibt es weitere Sozialleistungen zusätzlich oder werden sie hierdurch ersetzt (z.B. für Behinderte, Kranke)?

Bei einer Tagung zur Grundsicherung (http://www.1000-fuer-alle.de/reader-sg.pdf) wurden noch weitere Kriterien genannt:
  1. Alle sollen es erhalten. (Das ist die unbürokratischste und am meisten akzeptierte Variante. Als Übergangslösung kann ich mir auch eine ausreichende bedingungslose Grundsicherung für bestimmte Bevölkerungsgruppen vorstellen, z.B. für Studierende statt BAföG, für sozial Schwache statt Sozialhilfe usw. - Uwe)
  2. Es soll an Personen und nicht an Familien oder Haushalte ausgezahlt werden. Damit wird die finanzielle Unabhängigkeit der Einzelperson geschützt.
  3. Es muss garantiert sein. Die Menschen sollen sich darauf verlassen können, dass es nicht einfach wieder abgeschafft bzw. eingeschränkt wird.

siehe auch [[{{Ag Visionen.Kriterien für ein Grundeinkommen}} Kriterien für ein Grundeinkommen]]

Uwe

Ergänzungen am 3.2.2006

Ronald Blaschke untersuchte mal verschiedene Modelle, die mit Grundeinkommen oder Grundsicherung bezeichnet werden. Das Ergebnis unterscheidet sich von den oben gewählten Bezeichnungen.

Weil Grundeinkommensmodelle jetzt verstärkt diskutiert werden, gibt es jetzt auch Vorschläge von Unternehmerseite, die genau das Gegenteil des eigentlichen Ziels beabsichtigen. Diese sollen eine wirkliche Verbesserung verhindern.

Uwe

Ergänzungen am 17.2.2006

Uwe

Ergänzungen vom 1.9.2006

Beschrieben werden die grundsätzlichen Aussagen von Johannes Heinrichs (dem Erfinder der Viergliederung). Diese wurden vom älteren Michael vertreten. Ergänzt werden jeweils die Ergebnisse der Diskussion. Diese entsprechen der Meinung der übrigen Personen.

Uwe

Ergänzungen vom 1.12.2006

Uwe

Ergänzungen vom 12.1.2007

Uwe

Ergänzungen vom 15.6.2007

Uwe

Ergänzungen vom 17.1.2008

Uwe

Ergänzungen vom 3.4.2008: Zusammenhang zwischen existenzsicherndem bedingungslosen Grundeinkommen und Transformationsprojekten hin zu einer besseren Gesellschaft

Uwe

Verweise von Ronald Blaschke zu diesem Thema:

Uwe
HaftungsAusschluss

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