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AgVisionen: Wahl

Wahlen

Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Bedeutung von (Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und EU-)Wahlen und zur Bewertung konkreter Wahlen

Thesen von Bernd zur Bundestagswahl 2013

Problemlagen:

Die SPD und die Grünen sind zur Bundestagswahl mit dem Ziel angetreten, eine rot-grüne Regierung zu bilden. Die Linkspartei, ein rot-rot-grünes Bündnis auf den Weg zu bringen. Beide Projekte sind offensichtlich gescheitert. Die Mehrheit für rot-grün ist klar verfehlt, eine rot-rot-grüne Regierung ist aufgrund einer eindeutigen Mehrheit der CDU und des Verhaltens vor allem der SPD nicht in Sicht. Andererseits erfordert eine wirksame Linksregierung, die eine Politik über den Tag hinaus, also mit einer Vision, macht, zwingend die kulturelle und politische Hegemonie in der Gesellschaft als Voraussetzung. Diese ist jedoch nicht in Sicht! Betrachten wir die letzten fünf Wahlen. Hier sind die Wählerbewegungen klar zu erkennen. Einerseits verliert die SPD in der Bundestagswahl 2009 etwa die Hälfte ihrer Wähler verglichen zu 1998 und erholt sich zu den Bundestagswahlen 2013 nur marginal, zum gleichen Zeitpunkt (Bundestagswahl 2009), an dem die Anzahl der Nichtwähler sprunghaft steigt. Andererseits steigt die Anzahl der Wähler zu den Bundestagswahlen 2009 für die Grüne und die Linkspartei deutlich an, ohne allerdings den Verlust der SPD zu kompensieren. Beide Parteien verlieren zusammen bei den Bundestagswahlen 2013 mehr Wähler, als die SPD an Stimmen zugewinnt. Das Fazit ist, das die sogenannte linke Mehrheit – bestehend aus SPD, Linke und Grüne – in den letzten fünf Bundestagswahlen stetig an Stimmenanteil im Bundestag verloren hat. Mehr noch: Eine der Losung der Linken war: "Der Osten wählt rot". Schaut man sich aber die Karte der Wahlkreise in Deutschland an, mit den Farben, wie in diesen gewählt wurde, da wird einem buchstäblich schwarz vor Augen, vor allem im Osten. Woher man nun die Chuzpe nimmt, dies als historischen Wahlsieg einen Tag nach der Bundestagswahl darzustellen, bleibt unbegreiflich. Zudem, und das weist die Tendenz aus, eine linke Hegemonie in der Gesellschaft ist gegenwärtig nicht in Sicht, denn addiert man jeweils die Stimmen der Piraten mit 2,2 % und der AFD mit 4,7 % zum jeweiligen Lager, so erhält man "links" 44,9 % und "bürgerliches Lager" 51,0 %! Insofern erscheint es auch aus diesem Blickwinkelt vernünftig, heute auf ein rot-rot-grünes Projekt zu verzichten.

Jedoch muss aber auch klar sein, eine Politik der Passfähigkeit zur SPD seitens der Linkspartei kann keine Mehrheit bringen. Aber die Linkspartei folgt offensichtlich dem Mantra des ehemaligen Generalsekretärs Franz Müntefering: Opposition sei Mist. Dabei sollte die Linkspartei am besten ihrem Herkommen gemäß wissen, dass dieser Spruch völlig falsch ist. Die Wende wurde weder in der DDR-Volkskammer noch im Zentralkomitee der SED beschlossen, wie jeder weiß und es ließe sich eine Reihe von Beispielen anführen, wo grundlegende gesellschaftliche Wandel immer aus der Gesellschaft selbst kamen und niemals aus dem Parlamenten, genauso wie seinerzeit bürgerliche Revolution nicht in den Königshäusern "ausgeheckt" wurden.

Gesellschaftliche Wandel kommen immer aus der Mitte der Gesellschaft, weil nur dort die Bedingungen für neues entstehen können.

  1. Der Vergleich der letzten Bundestagswahl zeigt, dass eine stetig fallende Tendenz des Stimmenanteils im sogenannten linken Lager zu erkennen ist. Er fiel von 52,7 % im Jahre 1998 auf 42,7 % bei der Bundestagswahl 2013. Addiert man jeweils die Stimmen der Piraten mi 2,2 % und der AFD mit 4,7 % zum jeweiligen Lager, so erhält man "links" 44,9 % und "bürgerliches Lager" 51,0 %. Erstmals in diesem Jahrhundert hat also das bürgerliche Lager die absolute Stimmenmehrheit! Für eine wirksame Linksregierung, die Politik über den Tag hinaus macht, bedarf es zwingend einer gesellschaftlichen Mehrheit, ja der kulturellen Hegemonie. Diese ist in den beiden letzten Wahlen (2009 und 2013) nicht zu erkennen. Eine Politik der Passfähigkeit zur SPD seitens der Linkspartei kann keine Mehrheit bringen.
  2. Die Linkspartei verlor mehr als ein Viertel ihrer Stimmen verglichen zu 2009. "Der Osten wählt rot" erwies sich als Lachnummer ersten Grades. Schaut man sich die Karte der Wahlkreise in Deutschland an, mit den Farben wie in diesen gewählt wurde, da wird einem buchstäblich schwarz vor Augen. Stattdessen war die Linkspartei namentlich Gregor Gysi, darum besorgt, wie sozialdemokratisch die SPD ist, was zum Ende hin nur peinlich groteske Züge annahm.
    Nur die Linkspartei bringt es fertig, dieses als historischen Sieg zu verkaufen.
  3. Entpolitisierung und Personalisierung waren auch diesmal die bestimmenden Merkmale des Wahlkampfes, dem hatte die Linke nichts entgegengesetzt, obwohl vieles entgegenzusetzen wäre.
  4. Erfolgsgeschichte Deutschland – die Wahl wäre die Gelegenheit diese Behauptung als Lüge zu entlarven, denn die relativ stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt kommt durch die massiven Exporte zustande. Deutschland betreibt eine die Stabilität gefährdende Exportpolitik, die seitens der EU mit einem Strafverfahren belegt werden soll. Mittels dieser "erfolgreichen" Exportpolitik, die zu einem Gutteil auf den niedrigen Löhnen basiert, wird nichts anderes als die Arbeitslosigkeit exportiert. Solidarität mit Südeuropa hieße auch, dieses Wirtschaftsmodell anzuprangern. Dies ist nicht erfolgt.
  5. Wahlkampf und Wahlen fanden inmitten der Weltwirtschaftskrise statt – ein Thema war diese aber nicht. Die Parteien, auch die Linke, schwiegen dazu bzw. folgten den großen Medien. Und diese versicherten ab Mitte August durchgängig, es herrsche in Deutschland eine "gute Konjunktur". Trotzdem sich die BRD mit einem Nullwachstum oder nur geringem Wachstum zufrieden geben muss.
  6. Die Partei Die Linke trat mit dem Slogan "100 Prozent sozial" an. Sie formulierte ihre politische Botschaften als Kampfparolen: "Zehn Euro Mindestlohn", "Miete und Energie bezahlbar", "Mindestsicherung statt Hartz IV", "Teilen macht Spaß: Millionär-Steuer". Jedoch erschienen diese Losungen dem Wähler als zu plakativ. Das Problem der Linkspartei war und ist, dass sie mit ihrer Programmatik und in ihrem Wahlkampf auf Anschlussfähigkeit an die SPD setzte, was auch nicht honoriert wurde. Aufklärung über die gesellschaftlichen und machtpolitischen Zustände, über die wirklichen Ursachen der Krise leistete sie kaum. Auch zeigte sie keine wirklichen Alternativen auf, weil sie zu sozialdemokratisch auftrat. Die trug also nicht zur Veränderung machtpolitischer Verhältnisse bei.
    Für einen wirklichen Politikwechsel, der zudem Perspektiven jenseits des Kapitalismus öffnen sollte, fehlte jeglicher Ansatz.
  7. Das bürgerlich konservative Lager wiederholt auf verschiedene Weise immer wieder die Losung: "Keine Experimente" Aber eine Gesellschaft, die sich gleich wie entwickeln will, bedarf der Experimente. Andererseits, was ist die Austeritätspolitik in Südeuropa, maßgeblich durch die BRD durchgesetzt, mit ihren verheerenden Folgen anderes als ein "großangelegtes Tierexperiment am lebendigen Menschen", wie seinerzeit Wolf Biermann höchst angemessen den realen Sozialismus kritisierte.
  8. Natürlich kann es nicht darum gehen, dass in solchen Experimenten die Menschen Objekte der Experimente, ja ihre Opfer werden, sondern sie sollen als Subjekte aktiv die Experimente auslösen und gestalten, dahingehend, dass sie beispielsweisen in Commons oder Gemeingüter alternatives Produzieren und Leben erproben. Dazu braucht es ein Umfeld, das diese Aktivitäten ermutigt, fördert und unterstützt. Die Menschen müssen frei von sozialen Ängsten kreativ alternative Projekte gestalten (auf dem Land zum Beispiel in Landnetzwerken, oder in der Stadt beispielsweise in Transition Towns), ein starkes Argument für ein bedingungsloses Grundeinkommen. In der Ostrale, die in Dresden stattfand, wurde ein Raum gestaltet, in dem jeder Interessierte seine Antwort auf die Frage: "Was würde sich in meinem Leben verändern, wenn alle, also auch ich, ein Grundeinkommen von 1.000 Euro netto monatlich neben weiteren möglichen Einkommen (z. B. Erwerbsarbeit) bekämen?" auf eine Karte schreiben und in die bereitstehende Urne werfen konnte. Über fünfhundert dieser ausgefüllten Karten fanden sich schließlich in dieser Urne.
  9. Die ökologische Krise, der Klimawandel zwingt zum Umkehr hinsichtlich des wirtschaftlichen Wachstums, es ist ein wirtschaftlicher Schrumpfungsprozess angesagt. Hier gilt es, ein weit verbreitetes Dogma zu brechen. Denn Wachstum sichert weder Wohlstand – dessen Begriff sich nicht allein auf Konsum beschränken sollte – noch sozialer Sicherheit, schon gar nicht lässt sich so das Problem des Klimawandels oder der Ökologie lösen, denn das Wachstum selbst ist die Ursache des Klimawandels und der ökologischen Probleme. Das Wachstum selbst geht zu Lasten der ärmeren Bevölkerungsgruppen.
    "Wer in einer begrenzten Welt an unbegrenztes Wachstum glaubt, ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom", sagte einmal der US-Ökonom Kenneth Boulding.

Sollen wir wählen und wenn ja, welche Liste? (In Vorbereitung der EU-Wahl vom 25.5.2014)

Was spricht gegen die Wahlteilnahme? Warum ist eine Wahlteilnahme trotzdem sinnvoll? Mögliches Ergebnis:

Uwe
Haftungs Ausschluss

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