From Attac Dresden Wiki Testsite
5.3.5 Geistige Schwierigkeiten für Verbesserungen bei uns und Möglichkeiten ihrer Überwindung
Diese Aussagen, wie auch die Aussagen in den meisten anderen Texten, sind das Ergebnis der Besprechungen in unserer AG Visionen. Sie entstammen nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
- Geistige Probleme, die Verbesserungen bei uns behindern
- Viele Menschen bei uns wollen nur ihren Lebensstandard erhalten oder verbessern, ohne gesellschaftliche Verbesserungen anzustreben.
- Zu den besten Zeiten der aktuellen Montagsdemonstrationen (August bis Oktober 2004) wurden teilweise Positionen geäußert, die im Gegensatz zu emanzipatorischen Auffassungen stehen.
- Es gibt Projekte mit emanzipatorischem Ansatz (z.B. Umsonstläden, Lebensmittelkooperativen). Einige daran Beteiligten distanzieren sich aber von der Normalbevölkerung. Auch sonst haben diese Projekte aber noch keine umfassende Verbreitung gefunden.
- Wie kann dies überwunden werden?
- Die vorhandenen Projekte können als Vorbild für bessere Möglichkeiten dienen. Dazu ist es aber wichtig, dass sie vielen Menschen als nutzbar erscheinen und von ihnen genutzt werden können.
- Bei politischen Protestaktionen können Menschen erreicht werden, die sich dort beteiligen, aber sonst nicht engagiert sind und deshalb solche Möglichkeiten nicht kennen.
- So können weitere gemeinsame Aktionen angestoßen werden, die auch für politisch nicht aktive Menschen zum Vorbild werden.
- Die praktischen Erfahrungen lassen sich auch mit einem Wertewandel verbinden, der Verbesserungen fördert.
- Beispiele für bereits erfolgten Wertewandel.
- Früher war es normal, Kinder zu schlagen. Heute ist dies nicht mehr selbstverständlich. Im Gegenteil wird dies teilweise heftig kritisiert.
- Früher konnte eine unverheiratete Frau gefragt werden, wieso eine so charmante Frau wie sie nicht verheiratet ist. Heute sind ledige Frauen akzeptierter.
Ergänzungen vom 2.6.2006 (Parteien)
- Öfters stellt eine relativ kleine Gruppe von Menschen fest, dass sich etwas ändern muss. Sie gründen dann gelegentlich eine Partei.
- Solche Parteien erklären dann z.B., die gegenwärtigen Verhältnisse seien ungerecht und die Regierenden abgehoben. Sie selbst würden es aber ganz anders machen, wenn sie nur gewählt würden.
- Andere Parteien finden einen ausgewählten Punkt, der nach ihrer Meinung nicht ausreichend berücksichtigt wird. Sie wollen erreichen, dass dieses Ziel stärker verfolgt wird.
- Und dann gibt es noch Personen, die sich um eine Leitfigur, meist männlich, scharen. Diese Leitfigur erklärt dann, wie die Probleme der Welt gelöst werden können.
- Für eine Partei wird ein Programm benötigt. Dies wird von den beteiligten Personen zusammengetragen oder von der Leitfigur festgelegt.
- An gesellschaftlichen Verbesserungen interessierte Personen stellen dabei aber häufig fest, dass viele aktuelle Diskussionen dabei ignoriert werden. In sozialen Bewegungen ist die Diskussion häufig viel weiter (z.B. Zapatistas und der Aufruf von Bamako (5. Weltsozialforum) [http://www.attac.at/2592.html]).
Ergänzungen vom 19.10.2007 (Gewinnorientierung)
- Nicht nur viele Kapitalbesitzende, sondern auch andere Personen wollen möglichst viel haben. Sie handeln gewinnorientiert. Dies behindert eine solidarische Gesellschaft.
- Dies ist eine geschichtlich relativ junge Erscheinung. Vor relativ kurzer Zeit arbeiteten die Menschen soviel, wie sie für die Produktion ihres Lebensunterhaltes brauchten. Wenn sie für die gleiche Arbeitszeit mehr bekamen, arbeiteten sie entsprechend weniger. Vergleiche Heinrich Böll: "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral".
- Der Soziologe Max Weber vermutete, dass die Änderung dieser Einstellung mit dem Aufkommen des Protestantismus zusammenfiel.
Gegenwärtige Verbreitung der Arbeitsmoral in der Bevölkerung (Ergänzungen vom 21.8.2008)
- Inzwischen gibt es eine Reihe von Personen, die versuchen, Tätigkeiten nachzugehen, die ihnen Erfüllung bieten. Je nach persönlichen Interessen und Vorlieben können diese sehr unterschiedlich sein. So spielen die Einen Musik oder gehen einer anderen künstlerischen Tätigkeit nach. Andere sind politisch aktiv. Manche verbinden dies mit ihrer Computernutzung. Das sind nur einige wenige Beispiele. Üblicherweise sind diese Tätigkeiten keine Erwerbsarbeit. Nur relativ selten bekommen sie dafür Geld. Aber sobald diese Tätigkeiten Erwerbsarbeit sind, würden sie ihren Charakter ändern. Dann werden sie nicht mehr gemacht, weil sie erfüllend sind, sondern weil es eine kaufkräftige Nachfrage dafür gibt.
- Aber die Menschen müssen trotzdem von irgendetwas leben. So existiert ein starker Druck, doch einer (meist schlecht bezahlten) Erwerbsarbeit nachzugehen. Andere versuchen, mit dem Arbeitslosengeld II auszukommen, obwohl dies für ein menschenwürdiges Leben nicht ausreicht.
- Hinzu kommt noch, dass das Arbeitslosengeld II mit vielen Auflagen verbunden ist. Diese sollen auch dazu dienen, dass die Menschen nicht einer sie erfüllenden Tätigkeit nachgehen können. Stattdessen sollen sie sinnlos nach einer Erwerbsarbeit suchen. Zu diesem Zweck wird eine "Eingliederungsvereinbarung" von der ARGE / dem Sozialamt vorgelegt. Wenn die Hartz-IV-Opfer damit nicht einverstanden sind, kann diese auch auf dem Verwaltungsweg erlassen werden. Der Hinweis, dass dies dem Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Grundgesetz Artikel 2(1)) widerspricht, wird mit der Behauptung beantwortet, dass hier das Grundgesetz nicht gilt.
- Die konkreten Erfahrungen hängen natürlich auch von der / dem konkreten Sachbearbeiter(in) ab. Einige gehen rücksichtslos gegen Hartz-IV-Opfer vor, andere zeigen mehr Verständnis. Allerdings stehen die Sachbearbeiter(innen) von oben unter Druck. Sie sollen möglichst viele Strafzeiten / Kürzungen verhängen. Außerdem sind sie häufig auch selbst überlastet.
- Viele Hartz-IV-Opfer wissen nicht, dass sie sich von einer Person ihres Vertrauens begleiten lassen können. Außerdem kennen viele Sachbearbeiter(innen) nicht alle Regelungen. Deshalb kann es hilfreich sein, ihnen freundlich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zugunsten der Hartz-IV-Opfer zu helfen.
- Außerdem werden Menschen, die einer sie erfüllenden Tätigkeit nachgehen, öfters im Verwandten- / Bekanntenkreis unter Druck gesetzt, sich doch "einen ordentlichen Beruf" zu suchen / einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Es ist nicht ganz einfach, diese Zumutung abzuwehren. Dies gilt insbesondere, weil solche unter Druck setzende Personen, nichts über wirtschaftliche Zusammenhänge wissen (wollen). Sie übernehmen die Meinung der wirtschaftlich Mächtigen.
- Allerdings gibt es auch Risse in diesem Arbeitsethos. Viele Menschen würden gern einer Teilzeitarbeit nachgehen. Bei uns gibt es Teilzeitarbeit aber meist nur bei schlecht bezahlten Tätigkeiten. Bei gut bezahlten Tätigkeiten werden eher unbezahlte Überstunden vorausgesetzt. Dies führt dazu, dass einerseits viele keiner Teilzeitarbeit nachgehen können, die dies, z.B. aus familiären oder politischen Gründen, wollen. Andererseits werden andere Menschen in schlechtbezahlte Teilzeitarbeiten gezwungen, von der sie nicht leben können.
- Wichtig ist es deshalb, dass sich die Menschen, die der Erwerbsarbeit um jeden Preis kritisch gegenüberstehen, gegenseitig unterstützen. Dies betrifft die moralische Unterstützung und den erwähnten gemeinsamen Ämterbesuch. Auch materiell können sie sich helfen. Schließlich können sie sich auch mit den sie erfüllenden Tätigkeiten gegenseitige Unterstützung leisten. So können sie sich in bestimmten Bereichen unabhängig von Erwerbsarbeit machen. Zudem entstehen so soziale Netzwerke, die sie stärken.
Uwe
Haftungs Ausschluss.
zurück zur
Startseite der AG Visionen
zurück zum
Inhaltsverzeichnis der AG Visionen
<< Umgang mit unterschiedlichen Meinungen | Inhaltsverzeichnis | Wie Menschen zum Widerstand >>