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AgVisionen: B2007-05

EIN BLICK IN DIE WEITEN HORIZONTE UNSERES UNIVERSUMS

Warum die "Freud'schen Kränkungen" zur Gesundung der Erde beitragen können
Der Nachdenkliche Kommentar für Monat Mai 2007 von Siegfried Böhringer

In den klaren Nächten der letzten Wochen habe ich mich wieder einmal intensiver als sonst beschäftigt nut den Schönheiten, die es am gestirnten Himmel zu sehen gab, und auch mit dem Neuesten, das die moderne Weltall-Forschung über die gewaltigen zeitlichen und räumlichen Dimensionen des Kosmos und über unsere eigene menschheitliche Existenz als "Kinder des Universums" herausfinden konnte. Was mir von daher heute besonders am Herzen liegt:
Professionelle wie laienhafte Kosmologie, wenn sie sachgerecht betrieben wird, bedeutet weder eine Beleidigung oder Erniedrigung des Menschen (wie man Sigmund Freuds "Kränkungen" verstehen könnte), noch für das bildungsbürgliche Volk ein "Opium" zur Ablenkung von den drängenden Gegenwartsproblemen unserer Erdenwelt. Vielmehr kann gerade der ins Universale geweitete Blick zu einem Umdenken führen, das die Lösung der aktuellen Probleme erst möglich macht. In dieser Überzeugung weiß ich mich kräftig unterstützt von der modernen Naturforschung Dafür zwei Beispiele:
  1. Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer hat sich kritisch mit den "Freud'schen Kränkungen" beschäftigt. Sein Resümee: In Freuds Sicht der Dinge wurde dem menschlichen Narzissmus schwere Wunden zugefügt durch drei wissenschaftliche Erkenntnisse: daß der Mensch nicht im Zentrum der Welt steht (nach Kopernikus), - daß er sich keineswegs als über die Tierwelt erhabene "Krone der Schöpfung" betrachten darf (nach Darwin) und daß er nicht einmal Herr im Haus seiner eigenen Seele sei (nach Freud selbst). Fischer meint, daß dies alles für uns Menschen gerade nicht als erniedrigend, sondern im Gegenteil als erhebend empfunden werden müßte: Wir können jetzt verstehen, wie wir unsere besondere, zu Höherem berufene Position erreicht haben; wir sind gerade dadurch "Spitze", daß wir durch kulturelle Entwicklung der Biologie entwachsen sind; unsere dadurch erreichte Menschlichkeit beweisen wir, indem wir die Schwachen unserer Gesellschaft nicht der natürlichen Selektion überlassen, und indem wir für eine Welt sorgen, die auch noch für unsere Enkel lebenswert ist.
  2. Anlässlich des Einstein-Jahres 2005 wurde von dem Quantenphysiker Hans-Peter Dürr (und anderen) das inzwischen von 130 renommierten WissenschaftlerInnen aus aller Welt unterzeichnete "Potsdamer Manifest 2005" verfaßt. Es ruft in Erinnerung und erweckt zum Leben das 1955 von Bertrand Russell und Albert Einstein veröffentlichte 'Russell-Einstein-Manifest', welches damals zu einem neuen Denken aufrief, durch welches künftig Kriege als Mittel der Politik und Instrumente der Konfliktlösung verbannt werden sollten. Einige (sprachlich leicht gerkürzte oder ergänzte) Sätze aus dem Potsdamer Manifest: Das materialistisch-deterministische Weltbild der klassischen Physik wurde zur vorgeblich wissenschaftlich legitimierten Ideologie für große Bereiche des wissenschaftlichen und politisch-strategischen Denkens / Die eskalierenden Probleme unserer Zeit sind eine Folge extremer Machtballungen und wirtschaftlicher Ungleichheit, dirigiert und forciert von einem lebensfeindlichen finanziellen Netzwerk, das zum 'unersättlichen' Selbstzweck verkommen ist / Die Einsichten der modernen Physik, der 'Quantenphysik', legen eine Weltdeutung nahe, die grundsätzlich aus dem materialistisch-mechanischen Weltbild herausführt / Wir lernen, dass wir, wie alles Andere, untrennbar mit dieser wundersamen irdischen Geobiosphäre verbundene TeilnehmerInnen und Teilhabende sind / Ein immer lebendigeres Sein, ein fortdauerndes Werden kann an Stelle eines erstarrten Habens-Wohlstandes treten / Die Allverbundenheit, die wir Liebe nennen können und aus der Lebendigkeit sprießt, ist in uns und in allem Anderen von Grund auf angelegt.

Mit dem Wunsch eines neuen Denkens - und Handelns - "auf der ganzen Linie" grüßt Siegfried Böhringer

Einige Sätze aus der Einleitung zu meiner eigenen Schrift mit demTitel "Auf dem Weg zu einer neuen Theologie der Schöpfung": "Der Bereich der Naturforschung zeigt (besonders in der astronomisch-physikalisch begründeten Kosmologie) gerade in den letzten Jahren immer deutlichere Konturen, immer gesichertere Ergebnisse, immer klarere Gesamthorizonte, im­mer faszinierendere Einzelheiten. Die Bewegungen für "Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung" brauchen sehr dringend den größeren Horizont und die tiefere Gründung in einer neuen Theologie der Schöpfung. Ohne ein davon ausgehendes, und das heißt nicht nur globales, sondern "kosmisches" Denken gerät alles noch so hingebende Engagiertsein leicht zu kurz­atmigem Aktionismus und enggeführter Analytik. Sobald sich die weltweite Friedensbewegung für solch "kosmisches Denken" öffnen würde, könnte sie an Dynamik, an Vertiefung und an Gelassenheit nur gewinnen. Und davon würde möglicherweise die Rettung des heute so sehr bedrohten Lebens auf unserer Erde abhängen."
Haftungs Ausschluss.

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